Berlin, Frühkindliche Bildung

Frühkindliche Bildung aufwerten

VBE: Voraussetzungen schaffen, um für die Jüngsten die Besten zu gewinnen

„Die Personalsituation in Kindergärten steht immer noch in krassem Widerspruch zu Aussagen der Politik über die Wichtigkeit der frühkindlichen Bildung“, betont VBE-Bundesvorsitzender Udo Beckmann. „Ich kann es nur begrüßen, wenn sich die Kultusministerkonferenz (KMK) mit der Wirklichkeit der frühkindlichen Bildung befassen will, wie das der diesjährige KMK-Präsident erklärt hat. Die Besten für die Jüngsten zu gewinnen, muss heißen, Qualifikation und Bezahlung der Erzieh­erinnen nicht mehr gegeneinander auszuspielen.“ Beckmann verweist auf die gerade laufenden Tarifverhandlungen im Erziehungs- und Sozialbereich: „Vollen Einsatz und Professionalität wollen die Arbeitgeber zum Nulltarif haben. Das ist ein Unding.“

Weiter sagt Beckmann: „Inzwischen ist allgemein anerkannt, dass schulische Karrieren erfolgreicher verlaufen, wenn die Kinder bereits im Kindergarten individuelle Förderung erfahren. Da passt es nicht, wenn gleichzeitig die Arbeitsbedingungen für Erzieher­innen ständig verschlechtert werden.“ Beckmann warnt, an der öffentlichen Wahrnehmung vorbei wird die Zahl der angebotenen Vollzeitstellen kontinuierlich reduziert. Aus Kostengründen würden immer mehr Erzieherinnen von den Trägern der Einrichtungen nur stundenweise und abhängig von der Belegung angestellt. „Systematische Bildungs- und Erziehungsarbeit ist unter solchen Umständen nur schwer möglich“, stellt der VBE-Bundesvorsitzende fest. Weiter kritisiert Beckmann, die Bezahlung der Erzieherinnen sei unwürdig und beschädige das Ansehen des Berufes. „Wenn auf dieser Basis trotzdem professionelle Arbeit im Sinne der Bildungspläne geleistet wird, so ist das der hohen Motivation der Erzieherinnen zu danken. Ihre hohe Bereitschaft sich zu engagieren, wird schamlos ausgenutzt.“ Deutschland als Ursprungsland des Kindergartens stehe im europäischen Vergleich mehr als blamabel da, sagt Beckmann. Der VBE bleibe bei seiner Forderung, dass die Ausbildung der Erzieherinnen in Deutschland endlich dem europäischen Standard angepasst werden müsse und an die Fachhochschule gehöre.

Hintergrund: Jede zweite Erzieherin wird in Teilzeit beschäftigt. Nur drei Prozent des pädagogischen Personals haben eine Hochschulqualifikation. Laut dem zweiten nationalen Bildungsbericht entsteht durch den politisch gewollten Ausbau der frühkindlichen Bildung bis 2013 ein Bedarf von zusätzlich 50 000 Erzieherinnen in Kindergärten.

Am 21. April findet in Berlin die dritte Verhandlungsrunde zum Tarifvertrag öffent­licher Dienst (TVöD) für den Erziehungs- und Sozialbereich statt. Der VBE ist unter dem Dach der dbb tarifunion bei den Tarifverhandlungen vertreten.