Soziale Herkunft bleibt Schicksal
VBE zum Bildungsbericht:
„Ungebrochen entscheidet die soziale Herkunft den Bildungsweg der Kinder und Jugendlichen in Deutschland“, betont VBE-Bundesvorsitzender Udo Beckmann zum heute vorgelegten 3. Nationalen Bildungsbericht. „Der Bildungsbericht ist zum dritten Mal ein Alarmzeichen der Wissenschaft an die Politik. Im Hauptschulgang, in den Förderschulen und unter den Schulabbrechern sind überwiegend Kinder aus sozial benachteiligten Familien sowie Migrantenfamilien. Das Bildungssystem verstärkt nach wie vor soziale Benachteiligungen.“
Beckmann kritisiert: „Das Kooperationsverbot von Bund und Ländern und die bildungspolitische Angst vor längerem gemeinsamen Lernen machen Milliarden Euro locker, um das gegliederte Schulsystem zu rehabilitieren. ‚Potenzialanalysen‘ für 13-Jährige an Hauptschulen und immer mehr maßgeschneiderte Warteschleifen statt dualer Ausbildung verdecken die Notlage der Jugendlichen, aber erhöhen nicht ihre Chancen auf einen erfolgreichen Einstieg ins Arbeitsleben.“ Auf individuelle Förderung hätten alle Kinder von Anfang an einen Anspruch, so Beckmann, damit sie ihre Begabungen und Neigungen entwickeln könnten. Das gelinge im gemeinsamen Lernen deutlich besser als in sogenannten homogenen Lerngruppen. Fördern sei keine Wohltat, sondern eine Pflicht.
„Wenn soziale Herkunft nicht Schicksal sein soll, dann müssen wir mit der individuellen Förderung so früh wie möglich beginnen“, unterstreicht der VBE-Bundesvorsitzende. „Im internationalen Vergleich sind Kindergarten und Grundschule in Deutschland durch die öffentliche Hand immer noch finanziell unterbelichtet. Kindergarten und Grundschule sind die wichtigsten Bildungsphasen der Kinder. Der Kindergarten muss zur Eingangsstufe in das institutionelle Bildungssystem werden. Die Grundschule muss von dem Druck befreit werden, die schulische Laufbahn Zehnjähriger vorhersehen zu müssen. Die weiterführenden Schulen müssen Bildungswege so lange wie möglich nach oben offenhalten.“