Berlin, Bildungsfinanzierung Bildungsgerechtigkeit

Schluss mit der Rotstiftpolitik in der Bildung

6. Weltlehrerkongress beginnt am 22. Juli 2011

VBE-Bundesvorsitzender Udo Beckmann warnt davor, „Schüler und Lehrer für die Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise in Haftung zu nehmen“. „Sparen in der Bildung rächt sich durch hohe Folgekosten“, erklärt Beckmann vor seiner Abreise zum 6. Weltlehrerkongress, der am 22. Juli in Kapstadt beginnt. „Die Wertschätzung des Lehrerberufs ist ein untrügliches Zeichen, wie ein Staat es mit der Zukunft hält. Auch Deutschland fällt mehr durch vollmundige Erklärungen auf.“ Erst jüngst hätten sich die bundesdeutschen Länder ihren Lehrerbedarf nach unten gerechnet, um den Finanzministern zu gefallen. Mit dem Lehrerberuf werde Schindluder getrieben. Die Lehrerausbildung verliere zunehmend ihre berufsspezifische Ausrichtung. Jungen Lehrern werde aus Kostengründen die Einstel­lung verweigert. Und Kolleginnen und Kollegen im Schuldienst muteten die Län­der ein soziales Ranking zu.

Auf dem 6. Weltlehrerkongress im südafrikanischen Kapstadt beraten bis zum 26. Juli rund 1600 Delegierte ein Aktionsprogramm für die kommenden vier Jahre zu den Schwerpunkten „Bildungsinvestitionen“, „Bildungsgerechtigkeit“, „Professionalisierung des Lehrerberufs“. VBE-Bundesvorsitzender Udo Beck­mann betont: „Vor diesem Hintergrund erwartet der VBE, dass von diesem Kon­gress ein starkes Signal ausgeht, den Lehrerberuf als Verpflichtung zur Mitwir­kung an der Gestaltung von Demokratie und Bildungsgerechtigkeit wahrzuneh­men und Wege unseres gemeinsamen Handelns aufzuzeigen.“

Der VBE-Bundesvorsitzende bekräftigt: „Auch in Deutschland sind wir von tat­sächlicher Bildungsgerechtigkeit noch weit entfernt und muss der Lehrerberuf aufgewertet werden. Für den VBE gehört dazu die Anerkennung der Gleichwer­tigkeit der Lehrerarbeit. Wir fordern alle, die politische Verantwortung für Bildung und Erziehung tragen und insbesondere die Landesgesetzgeber zum Handeln auf. Unsere Initiative gegen soziales Ranking im Lehrerberuf steht unter dem Motto ‚Mehr Gerechtigkeit wa(a)gen‘.“ Da die Länder im Zuge der Föderalismus­reform für das Dienst-, Besoldungs- und Tarifrecht den Hut aufhätten, so Beck­mann, könnten sie nun beweisen, wer am besten die Gleichstellung der Lehre­rinnen und Lehrer in die Tat umsetze. Das Grundgesetz enthalte keine zwingen­den Gründe, die bisherige Besoldungshierarchie beizubehalten. Beckmann ver­weist auf das vom VBE eingeholte Rechtsgutachten von Professor Christoph Gusy.

Hintergrund: Veranstalter des 6. Weltlehrerkongresses ist die Education Inter­national (EI). Die weltweite Vereinigung von Bildungsgewerkschaften und Lehrerorganisationen umfasst 402 Mitgliedsorganisationen aus 173 Staaten und Territorien und vertritt etwa 30 Millionen Pädagoginnen und Pädagogen. Der VBE ist eine der Gründungsorga­nisationen und war 2007 Gastgeber des 5. Weltlehrerkongresses in Berlin.