Dortmund, Inklusion Integration

Gute Schule muss Teilhabe an Gesellschaft gewährleisten können

Herbsttagung Deutscher Lehrertag 2015 in Dortmund eröffnet

Unter dem Motto „Gute Schule. Wie geht das?“ findet heute die Herbsttagung des Deutschen Lehrertages 2015 im Dortmunder Kongresszentrum Westfalenhallen statt. Zu diesem größten bundesweiten Weiterbildungstag für Lehrerinnen und Lehrer aller Schulstufen haben sich knapp 800 Teilnehmer angemeldet. Bereits im März hatte die Frühjahrstagung im Rahmen der Leipziger Buchmesse stattgefunden. Veranstalter sind Verband Bildung und Erziehung (VBE) sowie Verband Bildungsmedien. 

Schulen stehen vor der Herausforderung, inklusives Lernen zu meistern und jedes Kind individuell zu fördern. Die Heterogenität in den Klassen hat gravierend zugenommen. Hinzu kommt die Beschulung der Flüchtlingskinder, die in großer Zahl in Deutschland sind. Das Programm der Herbsttagung bietet dementsprechend 42 Workshops und den Hauptvortrag von Prof. Dr. Rainer Winkel, Schulpädagoge und Gründungsrektor der Evangelischen Gesamtschule Gelsenkirchen, an. Sein Thema ist der Umgang mit schwierigen Schülern: „Täglich grüßen Wut und Burnout: Bewältigungsmöglichkeiten im Schulalltag“. Für die KMK kommt Präsidiumsmitglied Ties Rabe, Schulsenator von Hamburg.

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„Gute Schule braucht eine Gesellschaft, die gut zu ihren Schulen ist“, betont Veranstalter Udo Beckmann, VBE- Bundes- und  Landesvorsitzender NRW. „Insbesondere mit Blick auf die Umsetzung schulischer Inklusion, auf die Beschulung der Flüchtlingskinder und die digitalen Herausforderungen an die Schulen muss klar sein, dass Schulen als Investition gehandelt werden und nicht als Haushaltsbelastung.“ Schule müsse so aufgestellt sein, dass sie jedem Schüler die Perspektive auf gesellschaftliche Teilhabe sichern könne. Aber Schule sei keine Reparaturwerkstatt. Beckmann weiter: „Es ist ein Skandal, dass die Dienstherren auf das Engagement der Kolleginnen und Kollegen setzen und sie dann allein lassen.“ Kein Kind dürfe zum Verlierer werden, so Beckmann, aber dafür müssten den Schulen die nötigen personellen und räumlichen Ressourcen nachhaltig zur Verfügung gestellt werden. „Notwendig sind Doppelbesetzungen in inklusiven Lerngruppen. Die Schülerprognosen müssen mit Blick auf die hinzukommenden Flüchtlingskinder neu aufgestellt und die Bildungsetats der Wirklichkeit angepasst werden. Lehrkräfte müssen zusätzlich eingestellt und der Klassenschlüssel darf nicht nach oben ‚aufgestockt‘ werden. Schule muss auch ein digitaler Schutzort für Schüler und Lehrer sein, damit die hochsensiblen Daten über Kinder, über Familien, über Lehrkräfte nicht in die Hände Unbefugter geraten.“ Die Politik müsse dringend handeln, damit der soziale Frieden nicht gefährdet werde. 

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Vor der Beschädigung von Schule warnt auch Veranstalter Wolf-Rüdiger Feldmann, stellvertretender Vorsitzender Verband Bildungsmedien. „Gute Schule gelingt nicht durch die Verwaltung von Mangel. Es fehlt aber in den Schulen an allen Ecken und Enden, an personeller und materieller Ausstattung, an Kollaboration, an leistbaren Anforderungen, an Fortbildung und Zeit für Schul- und Unterrichtsentwicklung.“ Gute Schule werde bestimmt  durch Lehrer, die sich emphatisch und wertschätzend, fachlich und methodisch versiert um den Lernerfolg jedes einzelnen Schülers kümmern und auf individuelles Lernverhalten eingehen, so Feldmann. „Das ist alles andere als trivial, kostet Zeit und Kraft. Daher brauchen Lehrkräfte Entlastung, wo immer möglich, und nicht ständig wachsende zusätzliche Anforderungen. Und dafür braucht es eine gut ausgestattete Schule, personell wie materiell.“