Leipzig, Bildungsfinanzierung

Schule macht Druck auf die Politik

Deutscher Lehrertag 2015 Frühjahrstagung in Leipzig

Zum zweiten Mal findet der Deutsche Lehrertag im Rahmen der Leipziger Buchmesse statt. Zur heutigen Frühjahrstagung unter dem Motto: „Schüler unter Druck. Die Schule als Ventil?“ sind 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen Bundesländern gekommen. Veranstalter des größten bundesweiten Weiterbildungstages für Lehrerinnen und Lehrer aller Schulstufen sind VBE Bundesverband und Verband Bildungsmedien e.V. in Kooperation mit SLV – Sächsischer Lehrerverband im VBE, VBE Landesverband Sachsen-Anhalt und tlv thüringer lehrerverband. 

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Zur Eröffnung der Frühjahrstagung im Congress Center Leipzig kritisierte VBE-Bundesvorsitzender Udo Beckmann: „Die Schule darf nicht auf Dauer als Druckkessel für jegliches gesellschaftliches Problem herhalten. Den Schulen immer mehr und immer neue Aufgaben aufzubürden, den Druck auf Lehrerinnen und Lehrer ständig zu erhöhen und gleichzeitig notwendige Entlastungsventile zu verweigern, muss zum Überdruck im Kessel Schule führen.“ Beckmann forderte die Länder auf, Schluss zu machen mit dieser völlig verfehlten Politik. Er dankte den Kolleginnen und Kollegen, die gegenwärtig mit Warnstreiks und Protestkundgebungen mehr Wertschätzung für ihre Arbeit einfordern. „Die Arbeitgeber müssen endlich einer tariflichen Eingruppierung in Gehaltsgruppen zustimmen“, so Beckmann. „Die tarifbeschäftigten Lehrkräfte sind im öffentlichen Dienst der Länder die einzige Berufsgruppe, der das Recht auf einen solchen Tarifvertrag von Arbeitgeberseite verweigert wird. Wir sagen: Schluss mit dieser Gutsherrenpraxis!“ 

Weiter betonte der VBE-Bundesvorsitzende: „Gleiche Arbeit muss endlich gleich wertvoll sein.“ Die ungleiche Bezahlung tarifangestellter und verbeamteter Lehrer, die ungleiche Bezahlung zwischen den Bundesländern, die fehlende Tarifierung bei der Eingruppierung und die fehlende Ost-West-Angleichung der immer noch getrennten Tarifbereiche seien nicht hinnehmbare Zumutungen für die Lehrkräfte. Den Ländern warf er vor, „nicht nur bei der Lehrerbezahlung sondern auch bei der Fortbildung Einsparpotential zu entdecken“. Dem großen Bedürfnis nach guter Fortbildung stehe nicht nur ein völlig unzureichendes Angebot gegenüber, sondern obendrein gebe es einen sehr restriktiven Umgang mit den nötigen Freistellungen und es werde von den Lehrern verlangt, Fortbildung aus dem eigenen Säckel zu bezahlen. Beckmann forderte die Kultusminister auf, diese Verhinderungspraxis zu beenden. 

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Wilmar Diepgrond, Vorsitzender des Verband Bildungsmedien, unterstrich in seiner Eröffnungsrede: „Wenn Schule gelingen soll, wenn erfolgreiche Bildungsbiographien gestaltet werden sollen, dann brauchen Lehrerinnen und Lehrer deutlich mehr Unterstützung als heute gegeben.“ Er appellierte an die sächsische Kultusministerin Brunhild Kurth, „sich während ihrer Präsidentschaft in der Kultusministerkonferenz ganz besonders dafür einzusetzen, dass speziell die Finanzausstattung der Schulen in allen Bundesländern deutlich verbessert wird“. Dies sei die Grundvoraussetzung für eine gute Schule, so Diepgrond. „Dies ist eine der zentralen Gelingensbedingungen für erfolgreiche Pädagogik. Und diese Investitionen sind sehr nachhaltig angelegt.“ 

Diepgrond sagte weiter, Schülerinnen und Schüler erfolgreich durch die Schule zu begleiten, bedeute auch, ständig Unterrichtsmethoden und Unterrichtskonzepte zu überprüfen. Dies gelte für die Lehrkräfte wie auch für die Hersteller von Bildungsmedien. 

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Hauptreferent auf der Frühjahrstagung des diesjährigen Deutschen Lehrertages ist der Hamburger Kinder- und Jugendpsychiater Michael Schulte-Markwort. Sein Vortragsthema lautet: „Burnout-Kids“. 

Die Veranstaltung findet heute im Congress Center Leipzig statt. Nach der Eröffnung im Saal 1 ab10.15 Uhr gibt es dort den Hauptvortrag von 10.45 bis 11.45 Uhr. Ab 12.45 Uhr finden in drei einstündigen Runden Workshops zu unterrichtspraktischen und fächerübergreifenden Themen statt. www.deutscher-lehrertag.de