Berlin,

Politik redet sich Testergebnisse schön

„Wir können das Testen aufgeben, wenn die Politik nicht bereit ist, massiv zu investieren, um den Schulen die Gelingensbedingungen zu geben, die sie zur Erfüllung ihrer Aufgaben brauchen. Um stetig dieselben Ergebnisse zu erhalten, brauchen wir nicht an Vergleichsstudien teilnehmen. Um die Ergebnisse tatsächlich zu ändern, braucht es Investitionen, um z.B. individuelle Förderung gewährleisten zu können. Es funktioniert nicht, wenn die Politik riesige Anforderungen formuliert, sich bei den Investitionen für Verbesserungen aber lieber im Bereich von homöopathischen Dosen bewegt", kommentiert Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung, die Ergebnisse der Vergleichsstudie TIMSS 2015, die heute veröffentlicht wurde. 

„Uns verärgert zunehmend, wie mit den Ergebnissen der Vergleichsstudien umgegangen wird. Alle vier Jahre wird festgestellt, wie wichtig die Maßnahmen zur individuellen Förderung sind. Alle vier Jahre wird die entsprechende Qualifizierung für Lehrkräfte gefordert. Aber wir wissen, dass die Heterogenität der Lerngruppen eben noch immer nicht ausreichend Eingang in die Lehreraus-, -fort- und -weiterbildung gefunden hat. Den Lehrkräften alle vier Jahre einen Regenschirm in Aussicht zu stellen, sie dann aber doch im Regen stehen lassen, ist unfair und zeigt Kurzsichtigkeit", sagt Beckmann. Der VBE fordere neben einem breiten Fortbildungsangebot einen verbindlichen Anspruch der Lehrkräfte auf Qualifizierung. Der Bundesvorsitzende führt aus: „Die Lehrkräfte brauchen ein festes Fortbildungskontingent innerhalb ihrer Dienstzeit, auf das sie in einem Schuljahr einen Anspruch haben. Selbst wenn derzeit ein gutes Fortbildungsangebot vorhanden ist, nutzen es viele mit Rücksicht auf die personelle Unterdeckung in den Schulen und die damit verbundene Mehrbelastung der übrigen Lehrkräfte nicht." 

Beckmann lenkt den Blick auch auf einen anderen Missstand: „Die Lehrkräfte stehen tagtäglich vor immer heterogener werdenden Lerngruppen und sollen alle individuell fördern – Kinder mit und ohne Migrationshintergrund, Kinder mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf, Mädchen und Jungen. Bei den in der Regel bestehenden Lerngruppengrößen ist das aber nicht möglich. Wir fordern daher die konsequente Absenkung der Lerngruppengröße und eine angemessene Schüler-Lehrer-Relation."