Berlin, Schulbau

Hausaufgaben für die Politik

Der VBE hatte forsa Ende 2016 damit beauftragt, Lehrkräfte danach zu fragen, was die größten Probleme an ihren Schulen sind. „Die Ergebnisse machen erneut deutlich, dass die größte Herausforderung die Aufgabe ist, ein Maximum an Aufgaben mit einem Minimum an Ressourcen zu erreichen. Anforderungen und Ausstattung stehen schon lange in keinem gesunden Verhältnis mehr. In maroden Schulbauten mit schlechter Ausstattung und zu wenig Personal soll jedes Kind entsprechend der individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten optimal gefördert werden. Die Politik muss einsehen, dass das nicht funktionieren kann“, kommentiert der Bundesvorsitzende des VBE, Udo Beckmann, die heute anlässlich der Übergabe der KMK-Präsidentschaft veröffentlichte Umfrage.

Für diese wurden 1.951 Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen mit einer offenen Frage danach gefragt, was die größten Probleme an ihrer Schule sind. Die Antworten konnten frei gesetzt werden. Ein Drittel der Befragten nannte die Umsetzung von Inklusion und Integration, ein Viertel den Lehrermangel, 15 Prozent das Gebäude und 13 Prozent die Ausstattung. Zudem sagen 14 Prozent der Befragten, dass die Arbeitsbelastung bzw. der Zeitmangel ihnen zu schaffen macht. Weitere 14 Prozent geben an, dass die Zusammenarbeit mit den Behörden  ein Problem ist. Außerdem verweisen 10 Prozent der Lehrkräfte auf die zu großen Klassen. Der Bundesvorsitzende macht deutlich: „Die von der Politik provozierte Kluft zwischen Theorie und Praxis von Bildungspolitik ist ein Lehrstück für Demotivation.“

Mehr als nachdenklich macht, dass bei der offenen Abfrage der größten Probleme an Schule 15 Prozent der befragten Lehrkräfte „Eltern der Schüler“ nennen. „Dies führen wir vor allem auf eine fatale Entwicklung zurück: Politik formuliert hohe Anforderungen an die Schulen, lässt sie aber bei der notwendigen Ausstattung im Regen stehen. So stellt sich Frust bei Schülerinnen und Schülern sowie Eltern ein, der sich in erhöhter Gewaltbereitschaft gegenüber Lehrkräften niederschlägt“, so Beckmann. In der vom VBE beauftragten forsa-Umfrage zu „Gewalt gegen Lehrkräfte“ Ende 2016  war ein Ergebnis, dass 53 Prozent der befragten Lehrkräfte bereits psychische Gewalt von Eltern erlebt haben.

Ein weiteres Ergebnis der Umfrage ist, dass es Probleme mit dem Lernwillen und der Disziplin der Schülerinnen und Schüler (16 Prozent) und Verhaltensauffälligkeiten (9 Prozent) sowie dem Verhalten der Schülerinnen und Schüler allgemein (7 Prozent) gibt. Diese Ergebnisse sind schulformspezifisch noch stärker ausgeprägt. Über ein Viertel der befragten Lehrkräfte von Haupt- und Realschulen beklagt den mangelnden Lernwillen, weitere 17 Prozent (Hauptschule) bzw. 12 Prozent (Realschule) Verhaltensauffälligkeiten. Der VBE-Bundesvorsitzende kommentiert: „Die Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams, insbesondere mit Schulpsychologen, Sonderpädagogen und Sozialarbeitern kann dabei unterstützen, dieses Verhalten in positivere Bahnen zu lenken.“

Beckmann erklärt: „Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit der neuen KMK-Präsidentin Frau Dr. Susanne Eisenmann, wünschen ihr eine glückliche Hand und ein beherztes Herangehen an die aufgezeigten Probleme im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Sie übernimmt die Präsidentschaft in einer bewegten Zeit. Bei allen Unterschieden, die es in der Bildungspolitik Deutschland gibt, sind sich die Lehrkräfte über die drängenden Probleme an Schule einig. Wir erwarten, dass sie die Studie als ‚Hausaufgabe für die Politik‘ annimmt und stehen für Gespräche darüber zur Verfügung.“