Berlin, Gewalt gegen Lehrkräfte

Schulen schützen – Alarmsignale trennen

„Es ist ein Armutszeugnis, dass 27 Prozent der Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen auch 15 Jahre nach dem Amoklauf von Erfurt noch immer darüber berichten, dass es keine getrennten Alarmsignale für Feueralarm und Sondersituationen an ihrer Schule gibt. Hier wird an der falschen Ecke gespart. Die Verantwortlichen gehen damit fahrlässig mit dem Schutzbedürfnis und der Sicherheit der Schülerinnen und Schüler, der Lehrkräfte und allen weiteren an Schule Beschäftigten um. Hier besteht dringender Handlungsbedarf“, erklärt Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE). Im November 2016 hatte der VBE die von ihm in Auftrag gegebene, repräsentative forsa-Umfrage „Gewalt gegen Lehrkräfte“ veröffentlicht. Hier wurde auch danach gefragt, ob es an der Schule der Befragten getrennte Alarmsignale gibt – eines, um bei Feuer das Gebäude zu verlassen und eines, das vor dem Verlassen des Gebäudes warnt. Beckmann würdigt gleichermaßen die Reaktion der politisch Verantwortlichen: „Wir sehen die Bemühungen vieler Kultusministerien, die Schulen mit Notfallplänen auszustatten und auf den Ernstfall vorzubereiten. Trotzdem hinterlässt es mich fassungslos, wenn an den einfachsten Dingen gespart wird. Ein zweites Alarmsignal kann lebensrettend sein.“ 

Am 26. April 2002 gab es an einer Schule in Erfurt einen Amoklauf mit 17 Toten. Dieses Ereignis jährt sich zum 15. Mal. Der VBE-Bundesvorsitzende nimmt diesen Jahrestag zum Anlass, auch auf die wachsende Respektlosigkeit dem Anderen gegenüber und auf die steigende Verrohung der Sprache und der Umgangsformen hinzuweisen: „Wir alle müssen jeden Tag daran arbeiten, uns gegen diese Entwicklung zu stellen. Mit dem Manifest: Haltung zählt! unseres Bayerischen Landesverbandes, des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), zeigt der VBE deutlich, dass wir diese Aufgabe ernst nehmen. Ich bin der Überzeugung, dass unser Sprachgebrauch Haltung widerspiegelt und sich unsere Haltung im Sprachgebrauch zeigt. Wie wir uns zeigen und was wir vorleben, bestimmt maßgeblich, wie wir behandelt werden. Ziel sollte es sein, respektvoll miteinander umzugehen und Konflikte zu deeskalieren, Kompromisse auszuhandeln und durch unser eigenes Verhalten Vorbild zu sein.“