Berlin,

VBE trauert um Ehrenmitglied Wilhelm Ebert

Am 28. Juni 2017 ist das VBE-Ehrenmitglied Dr. h.c. Wilhelm Ebert im Alter von 94 Jahren verstorben. Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, gedenkt dem Verstorbenen: „Wir sind von tiefer Trauer erfüllt. Das Wirken Wilhelm Eberts war von zutiefst demokratischen Überzeugungen geprägt. Sein Prinzip war: 'Grundrechte sind Bildungsziele.' Ebert stand dafür ein, dass Bildung ein Menschenrecht ist und dass Bildung die Grundvoraussetzung für politische, soziale und berufliche Partizipation ist. Er war gleichsam profilierter Bildungspolitiker und bildungspolitischer Netzwerker. Wir trauern um einen der Gründungsväter des VBE." 

Wilhelm Ebert wurde 1979 in Mainz zum Vorsitzenden des VBE gewählt. Die Veranstaltung stand unter dem Motto "Bildung ist Zukunft". Ebert galt als Anhänger einer modernen und reformorientierten Bildungspolitik. Er war bis 1993 Vorsitzender des VBE. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands übernahm Ebert eine zentrale Rolle bei dem Aufbau unabhängiger Lehrerorganisationen in den neuen Bundesländern. Der VBE-Bundesvorsitzende Beckmann lobt: „Dieses Engagement war wichtig für den bundesweit agierenden VBE. Wir sind sehr dankbar." 

Ebert setzte sich für die gesellschaftliche Wertschätzung des Lehrerberufs ein. Er war Verfechter der Auffassung, dass alle Lehrer Lehrer sind und stand dafür ein, dass sie aufgrund der gleichen Aufgaben auch gesellschaftlich und in Besoldung unabhängig von Schulstufe und Schulform gleichgestellt sein müssen. 

Auf internationaler Ebene war er sehr gut vernetzt, pflegte unter anderem enge Kontakte zu der englischen Lehrerorganisation NUT. Er war von 1958 bis 1970 ständiger Vertreter des Weltverbandes der Lehrerorganisationen (WCOTP) bei der UNESCO, später Vorstandsmitglied und von 1975 bis 1978 WCOTP ­Präsident. Beckmann würdigt Eberts Engagement: „Sein Eintreten für den Aufbau einer starken und solidarischen Weltlehrerbewegung wirkt bis heute nach." 

Wilhelm Ebert war von 1955 bis 1963 und von 1967 bis 1984 Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV). Er war Ehrenmitglied des VBE und Ehrenpräsident des BLLV. Außerdem war Ebert Ehrendoktor der University of the Pacific (Kalifornien). Für seine Verdienste wurde Wilhelm Ebert mit hohen und höchsten Auszeichnungen geehrt, so mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. 

„Wilhelm Ebert stand für einen respektvollen Umgang miteinander und hat auch bei Verhandlungen immer daraufhin gewirkt, gesprächsfähig zu bleiben. Der VBE verliert mit Wilhelm Ebert einen leidenschaftlichen Pädagogen, der den VBE maßgeblich in seiner Entwicklung geprägt hat. Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren", sagt Udo Beckmann. 

Bis zuletzt hatte Ebert aufmerksam das bildungspolitische Geschehen verfolgt.

Daten aus dem Leben Wilhelm Eberts 

Wilhelm Ebert wurde am 6. Mai 1923 in Fleißen im Egerland geboren. Er besuchte in Fleißen die Volks- und Bürgerschule, später die Oberrealschule und die Lehrerbildungsanstalt in Eger. 1942 legte er die erste Lehramtsprüfung ab. 

Im 2. Weltkrieg war er Flieger, dann Infanterieoffizier. 1945 bis 1947 verbrachte er in französischer Kriegsgefangenschaft. 

1947 trat Ebert in den bayerischen Schuldienst ein, im selben Jahr heiratete er. 

Die Geringschätzung seines Berufsstandes durch Amtsautoritäten, Politiker und Kirchenvertreter veranlasste ihn, sich öffentlich zu engagieren. 

1948 bis 1952 war er erster Landesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Junglehrer (ABJ). 

1953 bis 1955 leitete er die Schulpolitische Hauptstelle des BLLV. 

Von 1955 bis 1962 und von 1967 bis 1984 war er Präsident des BLLV, 1958 bis 1972 ständiger Vertreter des Weltverbandes der Lehrerorganisationen (WCOTP) und bei der UNESCO in Paris, ab 1972 Vorstandsmitglied, von 1975 bis 1978 Präsident dieser "World Confederation of Organizations of the Teaching Profession". 

1979 bis 1993 Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) und Vorsitzender des Fernsehausschusses im Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks. 

Seit 1984 Ehrenpräsident des BLLV; im gleichen Jahr erhielt Ebert den Bundesverdienstorden 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland, 1993 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, im selben Jahr den Wilhelm-Hoegner-Preis der SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag. 

Seit 1996 war Ebert Ehrenmitglied beim Verband Bildung und Erziehung (VBE). 

Ebert bekleidete zahlreiche Ehrenämter und erhielt viele internationale

Auszeichnungen: 1968 wurde er Ehrendoktor der University of the Pacific (Kalifornien). Die Würde eines "Fellow of the Educational Institute of Scotland" wurde ihm in Edingburgh 1976 verliehen. 

Im November 2008 wurde er mit dem Waldemar-von-Knoeringen-Preis ausgezeichnet; die Georg-von-Vollmar-Akademie ehrte ihn damit für  sein "Engagement als beständiger Streiter für Bildung und Demokratie". 

Viele seiner Publikationen erschienen in verschiedenen Sprachen. Zuletzt trat er mit dem zweibändigen Werk "Mein Leben für eine pädagogische Schule" in Erscheinung.