Rote Linien und personelle Unterstützung der Lehrkräfte helfen!
forsa-Schulleitungsumfrage „Gewalt gegen Lehrkräfte“
Nach Veröffentlichung der vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) in Auftrag gegebenen forsa-Schulleiterumfrage zu „Gewalt gegen Lehrkräfte“ bewertet der VBE-Bundesvorsitzende Udo Beckmann Reaktionen hierauf.
Der Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Bildung und Forschung, Ernst Dieter Rossmann, hatte eine Mobbing-Statistik gefordert, um Gewalt gegen Lehrkräfte besser zu erfassen. Er sagte der „Heilbronner Stimme“, dass die „Unkultur des Schweigens“ abgelöst werden müsse durch ein „Klima der Transparenz“. Beckmann kommentiert: „Das ist ein Schritt in die richtige Richtung und ich bin dankbar für das Engagement. Lehrkräfte brauchen die Möglichkeit, psychische Gewalt gegen sich zu melden, um zum einen Hilfeangebote zu erhalten und zum anderen den Tätern rote Linie aufzuzeigen. Wichtig bei der Erfassung ist aber ein möglichst unbürokratischer Weg, zum Beispiel über eine zentrale Anlaufstelle. Bürokratischer Aufwand darf kein Hindernis darstellen.“
Die Kultusministerin aus Baden-Württemberg, Susanne Eisenmann, beklagte laut Medienberichten „eine fehlende Wertschätzung gegenüber der Institution Schule und gegenüber Lehrerinnen und Lehrern“. Der VBE-Bundesvorsitzende kommentiert: „Auch wir beobachten das. Allerdings wissen wir auch, dass Lehrkräfte vor allem die Wertschätzung der Politik vermissen. Hier gilt es durch die Kultusministerien zu reagieren. Wir brauchen an den Schulen die Gelingensbedingungen, um mit der großen Herausforderung der steigenden Heterogenität in den Lerngruppen umgehen zu können. Durch die Unterstützung von multiprofessionellen Teams, in denen unter anderem Schulsozialarbeiter, Schulpsychologen und Sonderpädagogen zum Einsatz kommen, und die Doppelbesetzung in den Klassen können Konflikte vermieden oder zumindest sehr viel besser auf sie reagiert werden. Eine Lehrkraft allein ist zu wenig!“
Mehrere Medien haben aufgegriffen, dass es an einem Viertel der Schulen körperliche Gewalt gegen Lehrkräfte gab. Teilweise hat dies Entsetzen, aber auch „Verwunderung“ ausgelöst. Beckmann stellt klar: „Es wurden 1.200 Schulleitungen befragt. Ein Viertel der Befragten hat angegeben, dass es in den letzten 5 Jahren körperliche Gewalt an ihrer Schule gab. Das ist bedauerlich und schockierend, aber es sind Zahlen, die nicht sofort wieder vom Tisch gefegt werden dürfen. Auf keinen Fall kann hier von Einzelfällen gesprochen werden. Damit würde die ‚Kultur des Verschweigens‘ nur weiter manifestiert. Außerdem wird so den politisch Verantwortlichen in die Hände gespielt, die nach wie vor versuchen, das Märchen vom Einzelfall aufrechtzuerhalten. Der VBE hat den ersten Schritt gemacht, um das Tabu zu brechen. Die Ursachen aber, weshalb die Zahlen so hoch sind, müssen nun von den Kultusministerien weiter erforscht werden.“