Berlin,

Schuster bleib bei deinen Leisten

Zur Forderung des DL, die Methode „Lesen durch Schreiben“ bundesweit zu verbieten

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL), Hans-Peter Meidinger, selbst Gymnasiallehrer, verlangt ein bundesweites Verbot der Lernmethode „Lesen durch Schreiben“. Er begründet dies, wie heute in einigen Medien zu lesen ist, mit dem Hinweis, dass es ihm darum ginge, „weiteren Schaden von unseren Grundschulkindern abzuwenden“.

„Indem Herr Meidinger die Ergebnisse der Studie der Universität Bonn unreflektiert zum Anlass nimmt, die Schreiblernmethode `Lesen durch Schreiben` grundsätzlich zu verdammen, diskreditiert er die Arbeit vieler Grundschullehrkräfte. Viele von ihnen arbeiten erfolgreich mit einem Lese- und Schreiblernkonzept nach dem Spracherfahrungsansatz, das Teile der Methode ‚Lesen durch Schreiben‘ integriert. Den Eindruck zu erwecken, dass die Methode „Lesen durch Schreiben“ vielfach in Reinform unterrichtet werde, widerspricht der Realität. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE), der im Gegensatz zum DL unter seinen 164.000 Mitgliedern auch eine große Zahl an Lehrkräften aus dem Grundschulbereich organisiert und viel fachliche Expertise in seinen Reihen hat, verwahrt sich gegen den Vorwurf Meidingers, Grundschullehrkräfte hätten durch Anwendung der Methode Kinder zu Versuchskaninchen gemacht“, sagt Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE).

Beckmann weiter: „Vielleicht ist es Herrn Meidinger entgangen, dass in den Grundschulen eine große Heterogenität vorherrscht. Kinder aus verschiedenen Nationen und Kulturen lernen wie in keiner anderen Schulstufe und Schulform zusammen. Grundschullehrkräfte differenzieren ihre Unterrichtsinhalte auf der Grundlage der Lernentwicklung und der Fähigkeiten der Kinder, mit denen sie täglich arbeiten. Jedes Kind hat einen eigenen Zugang zum Lernen und demzufolge auch zur Erarbeitung der Rechtschreibung. Ein einseitiges Verbot einer Methode ist keine Lösung und steht im krassen Widerspruch zu der von der Politik immer wieder geforderten Selbstverantwortlichkeit von Schule. Wenn das Schreibenlernen mit der Fibel in der Praxis vollständig überzeugt hätte, hätten sich Grundschullehrkräfte längst flächendeckend dafür entschieden.“

Der VBE vertritt nach wie vor die Ansicht, dass jede einzelne Schule die Entscheidung treffen sollte, auf welche Weise sie den Kindern in den ersten Schuljahren das Lesen und Schreiben vermittelt. Jede Schule arbeitet auf der Grundlage der vorgeschriebenen Lehrpläne und übernimmt dafür Verantwortung, dass die Kinder am Ende der Grundschulzeit über die erforderlichen Kenntnisse im Bereich der Rechtschreibung verfügen.

Beckmann abschließend: „Wenn eine gesellschaftliche Diskussion über die Rechtschreibfähigkeiten von Kindern gewünscht ist, muss es ebenfalls eine differenzierte gesellschaftliche Diskussion darüber geben, dass Kinder sich nicht mehr im gleichen Maße konzentrieren können, dass die Aufmerksamkeitsspanne zurückgegangen ist und dass viele Kinder nicht mehr über ausreichend grob- und feinmotorische Fähigkeiten verfügen. Die Realität vereinfachende Pauschalurteile und Forderungen, wie sie von Herrn Meidinger getroffen wurden, helfen hier nicht weiter.“