Berlin, Lehrkräftebildung/-mangel Gesundheit & Zufriedenheit

Status quo abbilden reicht nicht

KMK-Lehrkräftebedarfsprognose

Nach Medienberichten des Redaktionsnetzwerks Deutschland rechnet die Kultusministerkonferenz in ihrer kumulierten Lehrkräftebedarfsprognose vor, dass es einen durchschnittlichen jährlichen Einstellungsbedarf von 32.000 Lehrkräften gibt. Dieser Bedarf könne durch die Absolvierenden jedoch nicht gedeckt werden. Mehrere hundert Stellen könnten jährlich nicht besetzt werden, heißt es. Besonders an Grundschulen und beruflichen Schulen werden Engpässe erwartet.

Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, kommentiert diese ersten Zahlen wie folgt: „Positiv ist, dass nun auch dem letzten Kultusministerium offenbar wird, dass es einen immensen Bedarf an originär ausgebildeten Lehrkräften gibt. Wir sind allerdings äußerst skeptisch, ob die heute vorgelegten Zahlen den tatsächlichen Bedingungen gerecht werden. Andere Prognosen zeigen (trotz der Modellannahme der Beibehaltung des Status quo) deutlich höhere Bedarfe, zumal der genannte Lehrkräftemehrbedarf schon aufgrund steigender Geburtenzahlen und hoher Pensionierungszahlen zu erklären ist. Wir fragen uns aber, wann genau die Kultusministerien damit beginnen, die Bedarfe für die an Schule gestellten Herausforderungen einzurechnen. Eine den Status quo als Basis nehmende Modellrechnung verkennt die Realität an den Schulen. Die Lehrkräfte arbeiten am Limit, weil jetzt schon Stellen nicht besetzt werden können, Seiteneinsteigende unterstützt werden müssen und die Lehrkräfte immer mehr Aufgaben übernehmen müssen. Inklusion, Integration, Digitalisierung und Ausbau des Ganztags stellen hohe Anforderungen an Schule, die mit dem momentanen Personalschlüssel nicht bewältigbar sind.“

Der VBE-Chef Beckmann fordert deshalb, dass endlich auch Modellrechnungen erstellt werden müssten, die Verbesserungen der Lehr- und Lernsituationen einbeziehen. „Die Lehrkräfte brauchen eine klare Perspektive, dass sich die momentane Situation wieder entspannen wird. Dafür braucht es dringend kleinere Lerngruppen, insbesondere, wenn Kinder mit Beeinträchtigungen oder geflüchtete Kinder inkludiert werden sollen. Da der Lehrermarkt leergefegt ist, müssen Lehrkräfte durch die Unterstützung multiprofesioneller Teams entlastet werden. Seiteneinsteigende, die den akuten Lehrermangel lindern sollen, müssen mindestens halbjährig vorqualifiziert und anschließend angemessen weiterqualifiziert werden.“