Berlin, Bildungsfinanzierung

Kleine Lichtblicke täuschen nicht über große Schatten hinweg

OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2019“

„Als reiches Land hat man eine hohe Verantwortung dafür, Innovation zu fördern. Dafür muss in der Schule der Grundstein gelegt werden – indem entsprechende Ressourcen bereitgestellt werden. In absoluten Zahlen stehen wir langsam besser da, geben 11.300 USD aus, während der Durchschnitt der OECD-Länder bei 9.400 USD liegt. Das ändert aber nichts daran, dass wir gemessen am BIP nur    3 Prozent, der Durchschnitt der OECD-Länder aber 3,5 Prozent, für die Schulbildung ausgeben. Andere Studien zeigen deutlich, dass wir Aufholbedarf haben, gerade was die individuelle Förderung der Kinder und Jugendlichen angeht. Um die steigende Heterogenität bewältigen zu können, braucht es sinnvoll angelegte Investitionen: Mehr Professionen müssen in gut ausgebaute Schulen und dort optimal fort- und weitergebildete Lehrkräfte unterstützen“, fordert Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE). Er kommentiert damit die heute erschienene OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2019“.

Angesichts der Feststellung, dass die Lehrergehälter in Deutschland gerade zu Beginn der Karriere deutlich höher als im OECD-Schnitt ausfallen, sagt der Bundesvorsitzende: „Wir verwahren uns vor einer Diskussion um die Höhe der Lehrergehälter im Vergleich mit anderen OECD-Staaten. Die Frage ist doch, welche Herausforderungen geschultert werden müssen, wie viel eine Person mit einem vergleichbaren tertiären Abschluss in der Wirtschaft verdienen kann und wie hoch die Lebenshaltungskosten in einem Land sind. Deutschland will Bildungsrepublik sein, Inklusion umsetzen, Digitalisierung an Schule bringen – und kann es sich schon deshalb nicht leisten, auch nur eine für das Lehramt befähigte Person an andere Organisationen zu verlieren als die Schule. Wenn es stimmt, was die Politik sagt, nämlich, dass wir für den Lehrerberuf die Besten der Besten wollen, geht das nicht ohne finanzielle Wertschätzung.“

Die Studie zeigt, dass 95 Prozent der 3- bis 5-Jährigen an Angeboten zur frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung teilnehmen. „Die Zahlen zeigen, dass die Debatte um eine Vorschulpflicht nicht den Kern trifft. Wichtig ist vor allem, dass die Qualität dieser Angebote kontinuierlich optimiert wird und Maßnahmen getroffen werden, um den akuten Mangel an Erzieherinnen und Erziehern einzudämmen. Bei der von uns gemeinsam mit Wolters Kluwer Deutschland veröffentlichten Umfrage unter Kitaleitungen sagten 86 Prozent der Befragten, dass sie aufgrund der Personalsituation Angebote für Kinder, zum Beispiel Ausflüge, reduzieren mussten. An jeder fünften Kita wurden Gruppen vergrößert und 16 Prozent der Befragten gaben an, die Öffnungszeiten reduzieren zu müssen. Denn tatsächlich gaben 95 Prozent der Kitaleitungen an, die wissenschaftlich empfohlenen Mindeststandards einer Fachkraft-Kind-Relation von 1:3 für unter 3-jährige Kinder und 1:7,5 für über 3-jährige Kinder nicht einhalten zu können“, so Beckmann.