Berlin, Bildungsgerechtigkeit

Schule wird zur Sozialfalle

PISA 2018

Zusammenhang von Bildungschancen und sozioökonomischen Hintergrund verfestigt sich weiter

„Wenn ein Fünftel der 15-jährigen Schülerinnen und Schüler nur auf Grundschulniveau lesen können, gibt es keinen Grund für Zufriedenheit. Da es nach wie vor nicht gelingt, den Zusammenhang zwischen sozio-ökonomischen Hintergrund und Bildungschancen aufzuweichen, wird die Schule zur Sozialfalle. Zudem ist das die zweite PISA-Testung, in der sogar Rückschritte der Leistungen deutscher Jugendlicher nachgewiesen werden können. Der PISA-Schock führte zu großen Anstrengungen, aber diesen Reformwillen kann man jetzt nicht mehr erkennen. Die Kultusministerien wirken zunehmend ratlos, welche Maßnahmen noch helfen könnten. Dabei ist es so einfach wie simpel wie naheliegend: Wir brauchen mehr Personal in Schule und die Unterstützung durch multiprofessionelle Teams, damit wir das Versprechen, das die Politik der Gesellschaft und insbesondere den Eltern gibt, nämlich die individuelle Förderung aller Kinder, auch wirklich einlösen können“, kommentiert Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), zur heute erschienenen Studie PISA 2018. Mit dieser wurden die Fähigkeiten von 15-Jährigen in insgesamt 79 Ländern getestet. 

Es gelingt nicht, die Abhängigkeit des sozio-ökonomischen Hintergrunds von den Leistungen zu entkoppeln und die Leistungsschere geht immer weiter auseinander. Während die Gruppe der Leistungsschwachen sogar wächst, stagniert die Gruppe der Leistungsstarken. Diese Ergebnisse fallen insbesondere an den nicht-gymnasialen Schulen auf. „Das ist auch ein Indiz für die fehlenden Gelingensbedingungen an den anderen Schulformen und -arten. Wir brauchen gerade dort, wo die Schülerinnen und Schüler zusätzliche Förderung benötigen, auch besonders gut ausgestattete Schulen“, fordert Beckmann.

Die Leistung der deutschen Jugendlichen liegt insgesamt etwas über dem OECD-Schnitt. Allerdings gibt es große Leistungsdiskrepanzen zu den Vorreitern. Die Bildungsministerin Karliczek forderte daher, einen „Aufbruch für Bildung“ und genauso wie der  Kultusministerkonferenz-Präsident Lorz eine Orientierung an der Leistungsspitze der teilnehmenden Länder. Beckmann dazu: „Wir begrüßen diese Einstellung, zeigt sie doch ein Bewusstsein dafür, wie wichtig Bildung für die Kinder und Jugendlichen ist. Trotzdem sehen wir momentan keine ausreichenden Schritte in diese Richtung. Was fehlt, ist vor allem ein gemeinsames Bildungsverständnis und eine Vorstellung davon, was überhaupt vermittelt werden soll.“