Hamburg, Schulleitung Gesundheit & Zufriedenheit

„Die angemessene Ressourcenausstattung der Schulen ist nicht Kür, sondern Pflicht der Politik“

forsa Schulleitungsumfrage zu Berufszufriedenheit und Corona

Anlässlich des digital stattfindenden Deutschen Schulleiterkongress vom 26. bis 28. November 2020 hat der Verband Bildung und Erziehung (VBE) eine repräsentative Umfrage unter Schulleitungen bei forsa beauftragt. Die Ergebnisse stellte der VBE Bundesvorsitzende, Udo Beckmann, in Hamburg vor: „Die Formel ist so einfach wie bedrückend: Zu viele Aufgaben in zu wenig Zeit lassen die Zufriedenheit der Schulleitungen bei der Erfüllung von Aufgaben sinken und damit auch ihre Motivation. Hinzu kommt, dass sich die Schulleitungen weniger unterstützt fühlen. Die schlechte Note für die Bildungspolitik, nämlich eine 3,9, ist nicht nur verdient, sondern selbst provoziert!“

Für die Umfrage wurden im Oktober und November 2020 bundesweit 785 Schulleitungen allgemeinbildender Schulen befragt. Einige Aspekte können direkt mit Befragungen der Vorjahre verglichen werden.

Udo Beckmann bilanziert: „Die Ergebnisse sind ein Armutszeugnis für die Politik, die dafür zuständig ist, Schulleitungen zu unterstützen und nur so viele Aufgaben an sie zu geben, wie auch bewältigt werden können. Stattdessen wird seit Jahren immer nur draufgesattelt. Das rächte sich schon vor, aber gerade während der Corona-Pandemie.“ Er fordert: „Für jede neue Aufgabe muss auch transparent gemacht werden, was dafür gelassen, verschlankt oder delegiert werden kann. Wir brauchen eine spürbare Entlastung durch Schulleitungsteams, Verwaltungsfachkräfte und die Möglichkeit, eigenverantwortlich innerhalb eines Rahmens kreative Lösungen umzusetzen.“

Im Einzelnen zeigen die Ergebnisse der Umfrage:

  • Fast keine Schulleitung (3 %) kann alle Aufgaben in der ihr zur Verfügung stehenden Leitungszeit bewältigen. Ein Viertel der Befragten gibt an, maximal die Hälfte der Aufgaben zu schaffen.
  • Der Anteil derer, die ihre Aufgaben häufig zu ihrer eigenen Zufriedenheit erfüllen können, sank von 73 Prozent (Beginn 2019) über 67 Prozent (Beginn 2020) auf aktuell 60 Prozent. Dafür sagen doppelt so viele Befragte, ihre Aufgaben nur gelegentlich zur eigenen Zufriedenheit erfüllen zu können (2019: 17 %, jetzt: 34 %).
  • Die Motivation, zur Arbeit zu gehen, sinkt deutlich. Im Vergleich zu 2019 hat sich der Anteil derer, die „sehr gerne“ zur Arbeit gehen, mehr als halbiert (2019: 58, jetzt: 24 %). Dafür steigt der Anteil an Personen, die eher oder sehr ungerne zur Arbeit gehen, von 4 auf 27 Prozent.
  • Die Unterstützung durch andere wird allgemein als etwas geringer wahrgenommen. Deutlich ist dies im Vergleich zum Jahresbeginn vor allem bei den Eltern (um 11 Prozentpunkte geringer: 45 %), den Schülerinnen und Schülern (um 15 Prozentpunkte geringer: 44 %) und insbesondere der Schulaufsicht (um 21 Prozentpunkte geringer: 32 %).

Auch erhoben wurde die aktuelle Ausstattungslage der Schulen. Positiv überraschend: An mittlerweile 83 Prozent der Schulen gibt es intakte Sanitäranlagen. Beckmann sagte dazu: „Die Aufmerksamkeit, die diesem Thema in den letzten Jahren zugekommen ist, hatte bisher nicht ausgereicht. Die notwendigen Hygienemaßnahmen im Rahmen der Pandemie sorgten nun aber für Verbesserung. So gaben immerhin 6 Prozent mehr Schulleitungen an, dass sich der Zustand seit Beginn der Pandemie verändert hat.“

Immer noch zu wenig Tablets und PCs an Schulen

Doch trotz einer durchschnittlichen Veränderung um 6 Prozent auch bei anderen Ausstattungsmerkmalen, zeigt sich, dass es nach wie vor nur an 6 Prozent der Schulen digitale Endgeräte für alle Schülerinnen und Schüler gibt, an 13 Prozent der Schulen Endgeräte für alle Lehrkräfte und nur 15 Prozent der Schulleitungen über eine hinreichende Vorbereitung der Lehrkräfte durch Fortbildungen berichten. „Der vielfach gepriesene ‚Hybridunterricht‘ wird nicht flächendeckend stattfinden können. Es gibt jetzt an 40 Prozent der Schulen in allen Räumen WLAN und an der Hälfte der Schulen einen Anschluss an das Breitbandnetz. Das hat unmittelbar etwas damit zu tun, dass „vor Corona“ jede dritte Schule Gelder aus dem Digitalpakt erhalten hat und dies jetzt zwei von drei Schulleitungen berichten. Von einem Digitalschub zu sprechen, bleibt trotzdem fehl am Platz. Die Defizite der Vergangenheit beherzt und konstruktiv anzugehen, ist nicht Kür, sondern Pflicht der Politik!“, betonte Beckmann.

Die Umfrage wurde im Rahmen des Deutschen Schulleiterkongresses veröffentlicht, der erstmals digital stattfand. Er ist damit eine der größten digitalen Fachveranstaltungen im Bildungsbereich. Über 1.000 Teilnehmende beteiligen sich in dem interaktiven Tool „Xircus“ an dem Kongress. Der VBE veranstaltet den Deutschen Schulleiterkongress gemeinsam mit FLEET Education Events. Dessen Mitglied der Geschäftsführung Arne Petersen betont: „Trotz aller Herausforderungen, die 2020 für uns als Veranstalter entstanden sind, gab es auch viele gute Ideen. Eine davon war die Übernahme der Bildungskongresse von Wolters Kluwer Deutschland durch Fleet Education Events. Wir freuen uns sehr auf die spannende Aufgabe, einen Kongress weiterzuentwickeln, der seit Jahren Deutschlands Leitveranstaltung für Führungskräfte in Schulen ist. Gemeinsam mit den Schulleitungen möchten wir die Inhalte und Angebote praxisnah und so eng wie möglich an deren Bedarf ausgerichtet gestalten. Wir wissen, dass der Austausch in diesen besonderen Zeiten immens wichtig ist – über Bundesländergrenzen hinweg. Mit unseren neuen digitalen Möglichkeiten sorgen wir dafür, dass er auch passiert: Auf dem DSLK gibt es aktuelle Informationen, erprobte Lösungsbeispiele und inspirierendes Networking.“