Berlin,

Mut zu mehr als "kleinster gemeinsamer Nenner"

KMK- Präsidentschaftsübergabe am 16.01.2020

„Die Ausgangssituation für die neue Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Stefanie Hubig, ist denkbar ungünstig. Nach dem Scheitern des Nationalen Bildungsrates und mit einer ungewissen Zukunft für den Staatsvertrag muss sie es schaffen, das vordringlichste Problem im Bildungssystem, nämlich den Mangel an pädagogisch qualifiziertem Personal mit höchster Priorität anzupacken. Sonst bleiben die großen Visionen der Bildungspolitik von Inklusion, Integration und individueller Förderung weiterhin nur Lippenbekenntnisse. Damit bundesweit Strategien entwickelt werden können, wie der Personalbedarf wieder optimal gedeckt werden kann, braucht es die besten Ideen und ein Lernen voneinander. So brauchen wir zum Beispiel für die Qualifizierung von Seiteneinsteigern allgemeinverbindliche Standards und einen in allen Ländern auf Nachhaltigkeit angelegten Ausbildungskorridor. Die Kultusministerkonferenz würde dafür einen geeigneten Rahmen bilden. Was wir dort aber momentan sehen, ist das Ausspielen von Befindlichkeiten. Länder, die in Vergleichsstudien sehr gut abschneiden, sind selbstverständlich darauf bedacht, dass dies auch so bleibt. Uns fehlt aber teilweise der Wissenstransfer untereinander, wie alle bessere Ergebnisse erreichen können. Gleichzeitig haben einige Länder enorme finanzielle Sorgen und können nicht so in Bildung investieren, wie sie sollten. Ergebnis von Verhandlungen ist daher allzu oft ein Minimalkonsens ohne Bindungskraft – und damit bloße Makulatur“, bemängelt der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann. 

Anlässlich der an diesem Donnerstag, den 16. Januar 2020, in Berlin stattfindenden Übergabe der Präsidentschaft der Kultusministerkonferenz an die Bildungsministerin Rheinland-Pfalz, Stefanie Hubig, wendet er sich deshalb in seinem Schreiben zu ihrem Amtsantritt mit bestärkenden Worten an sie. So heißt es unter anderem: „Ich wünsche Ihnen Kraft und Durchhaltevermögen. Nicht immer sind Bemühungen von dem Erfolg gekrönt, den diese in der Sache verdienen würden. Gerade deshalb ist es wichtig, dass Sie mit der Kraft guter Argumente Ergebnisse erreichen, die außerhalb der Komfortzone liegen und nur eines im Blick haben: eine bessere Situation in der Schule. Denn das ist leider nicht oft genug der Fokus von Politik. So beklagten 2019 in einer von uns bei forsa beauftragten Umfrage 86 Prozent der Schulleitungen, dass die Politik bei ihren Entscheidungen den tatsächlichen Schulalltag nicht ausreichend beachtet. Die Expertise von Lehrkräften und ihre Erfahrungen müssen deshalb auch bei Entscheidungen der Kultusministerkonferenz einbezogen werden. Wir setzen uns daher mit Nachdruck dafür ein, dass der momentan angedachte Bildungsrat nicht nur ein wissenschaftliches Begleitgremium wird, sondern dass auch Stimmen der Praxis eingebunden werden.“