Berlin, Bildungsfinanzierung Digitalisierung

Ernüchterung am Tag danach: Schulgipfel war kein Schubgipfel

Schulgipfel

„Der große Wurf ist ausgeblieben. Mit dem Fokus auf Digitalisierung wurde diskutiert; das Thema Hygienekonzept wird ausführlich erst Mittwoch behandelt. Sechs Monate nach den ersten Schulschließungen befinden wir uns noch immer im Stadium der Absichtserklärungen. Es fehlt an einem Zeitplan, mit dem klar wird, wann was zur Verfügung steht. Hier ist Politik in der Pflicht, Perspektiven aufzuzeigen, ohne nur Erwartungen zu schüren. Lehrkräfte und Schulleitungen stehen nämlich im Fokus der Erwartungen von Eltern, Schülerinnen und Schülern, haben aber weder  digitale Endgeräte, noch Fortbildungen, noch Zeit, um Anträge zu schreiben oder sich in das komplizierte Antragsverfahren für die Gelder des Digitalpakts einzulesen. Wer Geschwindigkeit will, muss Hürden rausnehmen“, fordert Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), und kommentiert damit die Ergebnisse des gestrigen Schulgipfels. 

Nach dem Gespräch der Bundeskanzlerin Merkel und der SPD-Vorsitzenden Esken mit der Bundesbildungsministerin Karliczek und allen Kultusministerinnen und –ministern hatte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) gestern eine Erklärung abgegeben, die den Fokus auf Digitalisierung an Schule hatte. Beckmann zeigt sich ernüchtert: „Was komplett fehlte gestern, war ein Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung. Die Diskussion um Schule ist defizitorientiert. Die Leistung der Schulleitungen und Lehrkräfte wird dabei nicht ausreichend gewürdigt. Die Schulleitungen arbeiten permanent mit dem Gesundheitsamt zusammen, leiden unter dem Lehrkräftemangel und organisieren einen permanenten Neustart mit sich stetig ändernden Organisationsbedingungen. Viele Lehrkräfte laufen auf dem Zahnfleisch, weil sie neben dem ihrem Aufgaben des Bildens und Erziehens zum Beispiel die Einhaltung der Hygieneregelungen kontrollieren, Kinder aus Risikogruppen digital begleiten und Elternabende unter Pandemiebedingungen ausrichten sollen. Dabei sind sie selbst einem nicht unwesentlichen Risiko ausgesetzt, da in Schulen ja keine Abstandsregelungen gelten, aber auch keine alternativen Schutzmaßnahmen außer Gruppenbildung und Stoßlüften ergriffen werden. Wir sind daher gespannt, was am Mittwoch bei dem Expertengespräch mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft und Praxis zum Lüftungskonzept für den Herbst besprochen und beschlossen wird.“