Berlin, Bildungsgerechtigkeit

Umsicht und Sicherheit vor Schnelligkeit

„Es ist ein richtiges und wichtiges Zeichen, dass nun klar ist, dass vor den Sommerferien kein regulärer Schulbetrieb mehr stattfinden wird. Das ist eben auch Teil der ‚neuen Normalität‘. Das Ziel, dass alle Schülerinnen und Schüler unter Wahrung der definierten Regelungen jedoch tage- oder wochenweise in der Schule vor Ort sind, ist wünschenswert. Angesichts der hygienischen Situation an vielen Schulen und der unterschiedlichen Ausgangsbedingungen wird dies jedoch flächendeckend kaum umsetzbar sein. Damit es gelingen kann, brauchen Schulträger und Schulleitung für die praktische Umsetzung vor allem ausreichend Vorlaufzeit. Es kann sein, dass Schulöffnungen je nachdem, wie weit die Vorbereitungen sind, teilweise zum nächsten Montag nicht realisiert werden können. Da muss gelten: Umsicht und Sicherheit vor Schnelligkeit. Bei der schrittweisen Ausdehnung sind dann stets verantwortungsvoll abzuwägen: das pädagogisch Sinnvolle, gesundheitlich Verantwortbare und organisatorisch Machbare. Wir freuen uns deshalb, dass die KMK Präsident Dr. Hubig betonte, dass der Gesundheitsschutz an erster Stelle stehe“, kommentiert Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), das Statement der KMK Präsidentin am heutigen Tag. 

Hubig hatte davon gesprochen, dass die Schülerinnen und Schüler, wenn sie nicht in der Schule sind, „digitalen Unterricht“ erhalten. Dies kritisiert Beckmann mit Blick auf die Versäumnisse der Vergangenheit: „Ich warne davor, überhöhte Erwartungen zu wecken. Wir haben auf der einen Seite Schülerinnen und Schüler, die vor der aktuellen Krise weder dafür ausgestattet waren und es teilweise bis heute nicht sind, noch jemals im Unterricht den Umgang mit digitalen Endgeräten, Lernsoftware und Konferenztools geübt haben, und auf der anderen Seite Lehrkräfte, die ebenfalls nicht adäquat ausgestattet wurden, nicht ausreichend fortgebildet sind und denen vielfach pädagogische Konzepte zum Unterrichten auf diese Art fehlen. Für digitalen Unterricht, der all die Vorteile bringt, welche Lehrkräfte laut unseren Umfragen sehen (Lehrinhalte ergänzen, Zusammenhänge darstellen, höhere Motivation), braucht man das aber! Im ersten Schritt gilt es nun, kleinere Brötchen zu backen und zumindest die Kommunikation sicherzustellen. Dafür müssen alle Schülerinnen und Schüler, die dies benötigen, mit digitalen Endgeräten ausgestattet werden bzw. müssen ihnen diese geliehen werden.“ Beckmann verweist zudem darauf, dass das Digitale kein Allheilmittel ist: „Wenn zum Beispiel die Wochenplanarbeit eingeübt ist, kann es gerade in diesen dynamischen Zeiten gut sein, bei bewährten Methoden zu bleiben, welche die Kinder kennen und weitgehend selbstständig umsetzen können.“