Berlin, Gesundheit & Zufriedenheit

Rotstift bei der Gesundheit

Seit Jahren kämpft der Verband Bildung und Erziehung (VBE) für eine flächendeckende, bedarfsgerechte Einführung von Schulgesundheitsfachkräften – insbesondere mit Blick auf das erfolgreiche Pilotprojekt, das dazu von der AWO Potsdam und dem Land Brandenburg durchgeführt wird und sehr gute Evaluierungsergebnisse zeigt. „Dass damit jetzt einfach Schluss sein soll, ist ein fatales Signal. Es heißt nichts anderes, als dass, wenn es darauf ankommt, immer anderes wichtiger sein wird als die Gesundheit von Kindern und ihren Familien“, erklärt Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE).

Der Haushaltsentwurf für 2022, den die brandenburgische Regierung vorlegte, sieht keine weiteren Gelder für die Finanzierung des Pilotprojekts von Schulgesundheitsfachkräften vor. Begründet wird dies damit, dass eine Ausweitung auf alle Brandenburger Schulen nicht möglich sei. Es mache demnach „wenig Sinn“, das Projekt weiterzuführen, wenn nicht alle Kinder davon profitieren können. Der Bundesvorsitzende zeigt sich empört: „Das entbehrt jeder Logik. Anstatt nach klugen Lösungen zu suchen, wird das Vorzeigeprojekt Deutschlands sang- und klanglos aufgegeben. Während andere Länder langsam und zaghaft nachgezogen sind und eigene Pilotprojekte aufgebaut haben, gibt Brandenburg eine Struktur auf, die ihren Nutzen mehr als bewiesen hat. Das ist ein Frevel sondergleichen.“

Die Entscheidung komme zudem zur Unzeit. Die Inzidenzen bei Kindern liegen durchschnittlich doppelt so hoch wie die Inzidenz in der Gesamtgesellschaft, teils weit darüber. „Wir befinden uns in der mittlerweile vierten Welle der COVID-19-Pandemie. Dass es so weit kommen musste, ist schon schlimm genug. Jetzt bei der Gesundheit der Kinder weiter einzusparen, hinterlässt uns fassungslos. Und dass, wo sie als letzte Gruppe ohne Impfschutz ohnehin besonders gefährdet sind. Insbesondere in der Vermittlung und Umsetzung der Hygienemaßnahmen kam den Schulgesundheitsfachkräften eine zentrale Rolle zu. Überall, wo sie tätig waren, möchte man sie nicht mehr missen“, so Beckmann zur Wirkung der Fachkräfte während der Pandemie.

Kontext:
Ein Pilotprojekt der AWO Potsdam (www.schulgesundheitsfachkraft.de) hat die Effekte untersucht, die Schulgesundheitsfachkräfte in der Unterstützung von Schülerinnen und Schülern mit chronischen Erkrankungen oder anderweitigen physischen oder psychischen Förderbedarfen erzeugt. Die Ergebnisse der begleitenden Studie der Charité sprechen für sich. Abgesehen von der kurzfristigen Versorgung von Unfällen und Erkrankungen hat sich der gesundheitliche Zustand der Kinder (und Familien) auf allen Ebenen verbessert. Sei es die Mundhygiene oder Veränderungen hin zu mehr Bewegung und gesünderer Ernährung. Auch eine Entlastung der Lehrkräfte war deutlich spürbar.