Berlin, Bildungsgerechtigkeit

Prävention statt Aufschrei!

Die Bertelsmann Stiftung veröffentlicht am Montag, den 6. März 2023 eine aktuelle bildungsstatistische Analyse zum Thema „Jugendliche ohne Hauptschulabschluss. Demographische Verknappung und qualifikatorische Vergeudung“. Kernaussage der Auswertung des Bildungsforschers Prof. Dr. Klemm ist, dass 47.500 Jugendliche die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen. Die Zahl stagniert seit zehn Jahren auf diesem Niveau. Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, stellt dazu fest:

„Diese Zahl ist beschämend für den Bildungsstandort Deutschland. Auch weil der Aufschrei nur an Tagen wie heute groß ist. Dann werden aktionistisch Maßnahmen zur Nachqualifizierung gefordert oder Bildungsstandards in Frage gestellt. Was wir aber wirklich brauchen ist Prävention. Wir dürfen es gar nicht dazu kommen lassen, dass so viele Jugendliche nicht adäquat gefördert werden können. Dafür braucht es Entlastung der Lehrkräfte von Verwaltungsarbeiten und die multiprofessionelle Zusammenarbeit in entsprechenden Teams an der Schule. Psychologen und Logopädinnen, Schulbegleitung und Sozialarbeit – alle müssen Hand in Hand für den Bildungserfolg arbeiten und die Möglichkeit erhalten, die Schülerinnen und Schüler individuell zu fördern. Dafür braucht es Investitionen in das Bildungssystem. Doch wer weiß, dass jede Person ohne Abschluss den Staat Hunderttausende Euro kostet, kann sich leicht ausrechnen, dass Prävention immer günstiger sein wird als die Akutbehandlung."

Mit Blick auf die Daten, welche Schulabgänge bis einschließlich 2021 abbilden, merkt Brand an: „Es ist Verdienst der Lehrkräfte, dass die Zahlen in Zeiten von Homelearning und Distanzunterricht nicht noch viel stärker gestiegen sind. Mit unermüdlichem Engagement kümmern sie sich um ihre Schützlinge, wohlwissend, dass jeder fehlende Abschluss ein Lebensweg-Urteil sein kann."