Berlin, Lehrkräftebildung/-mangel

Qualität bleibt unverhandelbar

Entgegen aller Kritik im Vorfeld und nach dem Beschluss der KMK im März („Maßnahmen zur Gewinnung zusätzlicher Lehrkräfte und zur strukturellen Ergänzung der Lehrkräftebildung“) wurde gestern der Beschluss „Gestaltung von zusätzlichen Wegen ins Lehramt“ gefasst und heute veröffentlicht.

Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, reagiert verärgert: „Was bringen Wege in das Lehramt, die dem Professionsverständnis der Studierenden schaden und ihnen die Möglichkeit verwehren, die besten Lehrkräfte zu werden – weil das einzige Ziel ist, sie schnell in das Klassenzimmer zu bringen?! Wir haben als VBE bereits im März sehr deutlich herausgestellt, dass der Deprofessionalisierung Einhalt geboten werden muss. Zudem haben wir gemeinsam mit allen Lehrkräfteverbänden unseres Dachverbandes, dem dbb beamtenbund und tarifunion, das Grundsatzpapier ‚Qualitativ hochwertige Lehrkräftebildung in Zeiten des Lehrkräftemangels‘ erarbeitet, das im Mai vom dbb bundesvorstand verabschiedet wurde.“ In diesem heißt es: Der dbb „spricht sich entschlossen gegen eine Aufweichung und eine damit verbundene Qualitätsabsenkung aus und appelliert für die Qualitätssicherung und perspektivische Qualitätssteigerung in der Lehrkräftebildung für allgemeinbildende und berufsbildende Schulen. […] In diesem Zusammenhang gilt es, die Zweiphasigkeit der Lehrkräftebildung beizubehalten und eine angemessene Dauer des Vorbereitungsdienstes zu gewährleisten. Dieser darf keinesfalls weniger als 18 Monate dauern, 24 Monate sind wünschenswert. Grundsätzlich muss an dem Zwei-Fach-Lehramtsstudium festgehalten werden.“

Brand stellt fest: „Hohe Qualität sichert man mit umfassender Qualifizierung. Auch, wer die Realität des Lehrkräftemangels im Blick hat, darf darauf nicht mit Deprofessionalisierung eines ganzes Berufsstandes reagieren.“ Er kritisiert insbesondere die langfristige Festschreibung dieser Möglichkeiten: „Um den akuten Mangel zu bekämpfen, sollten keine Regelungen geschaffen werden, die diesen überdauern – wann auch immer der Fachkräftemangel ernsthaft behoben sein wird. Die Senkung des Ausbildungsumfangs und -niveaus werden Konsequenzen haben.“