Berlin,

Gleichberechtigung geht nicht in Teilzeit!

VBE zu Equal Care und Equal Pay

„Bundesweit sind drei von vier Lehrkräften weiblich, bei den Schulleitungen sind dies aber nur gut 50 Prozent. Anstatt gleicher Chancen unabhängig vom Geschlecht sehen wir, dass aus der Minderheit von gut einem Viertel der männlichen Lehrkräfte mehr als die Hälfte der Schulleitungen hervorgeht“, betont Tanja Küsgens, Bundessprecherin der Frauen im VBE und stellvertretende Bundesvorsitzende, Arbeitsbereich Internationales, anlässlich der kommenden Aktionstage zur Ungleichbehandlung von Frauen in unserer Gesellschaft. Sie ergänzt: „Dies liegt auch darin begründet, dass immer noch deutlich mehr Frauen in Teilzeit gehen und damit nicht nur Einbußen beim Einkommen und weniger Rente oder Pension in Kauf nehmen müssen, sondern auch eine Benachteiligung beim beruflichen Aufstieg.“

Die unterschiedlichen Ebenen der Benachteiligung von Frauen müssen gemeinsam gedacht und angegangen werden, so Küsgens. „Eine faire Bezahlung von Frauen ist undenkbar, wenn nicht auch die private und gesellschaftliche Care-Arbeit gerechter verteilt wird. Nur so gewinnen Frauen die Freiheit, sich stärker beruflich einzubringen oder sich ehrenamtlich und politisch zu engagieren.“

Küsgens nimmt die Politik in die Pflicht: „Wir brauchen dringend mehr Angebote zur Kinderbetreuung, damit Frauen überhaupt darüber nachdenken können, mehr zu arbeiten oder sich anderweitig zu engagieren. Um dies zu ermöglichen, braucht es dringend Investitionen in Kitas und Ganztagsangebote. Nach wie vor haben wir in einigen Bundesländern die Situation, dass Lehrkräfte an Grundschulen schlechter eingruppiert werden als ihre Kolleginnen und Kollegen in anderen Schulformen. Wohlwissend, dass die Frauenquote an den Grundschulen bei fast 90 Prozent liegt, tragen die entsprechenden Kultusministerien massiv dazu bei, die Gleichstellung von Frau und Mann zu untergraben. Eine Angleichung ist lange überfällig.“

Mit Blick auf den eklatanten Personalmangel in den Schulen ergänzt Gerhard Brand, Bundesvorsitzender des VBE: „Die Teilzeitquote unter weiblichen Lehrkräften ist nach wie vor mehr als doppelt so hoch wie unter männlichen Lehrkräften. Dies allein ist schon Grund genug, die Strukturen zu hinterfragen. Im schulischen Umfeld wirkt sich dieser Umstand aber noch deutlich stärker aus, da schulformübergreifend drei von vier Lehrkräften weiblich sind. So ist es umso dringender geboten, Lehrerinnen von Care-Arbeit zu entlasten, damit sie ihre Deputate wieder heraufsetzen können, sofern sie es wollen. Jeder Prozentpunkt weniger bei der Teilzeitquote unter Lehrerinnen zählt im Schulalltag doppelt und dreifach.“


Kontext:

Der Equal Care Day wird seit 2016 jährlich am 29. Februar begangen. Wie auch dieser Tag im Jahresverlauf ist die Sorgearbeit meistens unsichtbar. Verschiedene Studien haben erwiesen, dass Frauen im privaten Umfeld im Schnitt 52,4 Prozent mehr Sorgearbeit leisten. Dieser Wert steigt, je körperbezogener die Aufgaben sind. In Familien mit kleinen Kindern steigt der Gender Care Gap auf 110 Prozent. Dies entspricht 2,5 Stunden täglich, die Frauen mehr mit privater Sorgearbeit beschäftigt sind. Gesamtgesellschaftliche Sorgearbeit (Kita, Grundschule, Pflegedienste etc.) wird in weit über 80 Prozent der Fälle von Frauen geleistet.

Der Equal Pay Day markiert den Tag im Jahr, bis zu welchem Frauen unentgeltlich arbeiten müssen, vergleicht man ihre Gehälter mit Männern in der gleichen Position. Er findet in diesem Jahr das vierte Mal in Folge am 7. März statt und markiert damit die Stagnation in der Angleichung der Gehälter. Der Gender Pay Gap liegt laut Statistischem Bundesamt in Deutschland derzeit bei 16 Prozent und damit drei Prozentpunkte über dem EU-Durchschnitt.