Bollwerk Bildung

didacta im Spannungsfeld von Demokratiebildung und politischer Polarisierung

VBE Bundesvorsitzender Gerhard Brand beim Panel „KI und Digitalisierung“ auf der didacta 2025

Demokratiebildung als Leitthema, doch mitten auf der didacta 2025 der umstrittene AfD-Stand: Schon vor der Messe sorgte die Bekanntgabe dieser Präsenz für viel Aufsehen. Der didacta Verband stand unter Druck, als die Nachricht über den Stand verbreitet wurde, und der Protest war sofort laut und deutlich. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderten mit Nachdruck die Absage des AfD-Stands. Eine solche Entscheidung wurde mit Verweis auf die Gleichbehandlung politischer Parteien abgelehnt, doch der Widerstand hatte Wirkung: Ab nächstem Jahr werden keine Parteien mehr als Aussteller zugelassen.

Für dieses Jahr blieb das Thema dennoch präsent und durchzog die Messe. Bei der Eröffnung betonte Theresa Schopper, Ministerin für Kultus, Jugend und Sport in Baden-Württemberg, wie entscheidend Bildung und Wissen als Immunisierung gegen Hass und Hetze seien. Erschütternd war dann die Keynote von Natalie Amiri. Keine weiß um den Mangel an Demokratie so genau Bescheid, wie sie: Die deutsch-iranische Journalistin berichtet regelmäßig von den Kämpfen junger Menschen im Iran um Freiheit und Demokratie. Wenn sie sagt, dass die Demokratie eine fragile Kostbarkeit sei, die es zu schützen gelte, dann glaubt man ihr. 

Vor Ort zeigten sich viele Zeichen für Zusammenhalt und demokratische Werte. Der Stand des VBE Baden-Württemberg, gemeinsam mit dem Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) gestaltet, wurde zur Bühne für ein starkes Symbol: Auf einer riesigen Stellwand war das Manifest „Haltung zählt!“ zu sehen – eine eindringliche Botschaft. Simone Fleischmann, Präsidentin des BLLV und stellvertretende Bundesvorsitzende des VBE, Arbeitsbereich Schul- und Bildungspolitik, war auch zu Gast beim Panel „Demokratie braucht Bildung“. Die stellvertretende Bundesvorsitzende des dbb ist festes Diskussionsmitglied, wenn es um Demokratiebildung an unseren Schulen geht. Sie verdeutlichte: „Wir positionieren uns heute hier und dadurch halten wir die Demokratie hoch.“ Für Fleischmann ist es vor allem die Partizipation der Schülerinnen und Schüler, die das Interesse an Demokratie weckt. Ihre Forderung nach einer stärkeren Medienkompetenz war unmissverständlich: Ohne diese ist Demokratiebildung nicht möglich.

Dieser Ruf nach mehr Medienkompetenz wurde auf der Messe auch direkt spürbar: Stände, die sich mit Digitalem und KI beschäftigen, waren inzwischen nicht mehr verstreut, sondern füllten ganze Hallen. Und dennoch blieb der Blick auf das Wesentliche. In Foren zu Resilienz und Classroom-Management zeigt sich: KI kann die Lehrkraft nicht ersetzen. Im Panel „KI und Digitalisierung“ stellte Gerhard Brand, VBE Bundesvorsitzender, klar: „Die KI weiß nicht, welche Schülerinnen und Schüler ich vor mir habe. Eine Lehrkraft weiß das.“ Denn Schule ist nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch des sozialen Austauschs, der Bindung und Beziehung – etwas, das keine KI ersetzen kann.

Auch in einem anschließenden „Fragenhagel“, bei dem der VBE Bundesvorsitzende die Fragen der Instagram-Community zu KI und Schule beantwortete, wurde deutlich: Es braucht Ausstattung, eine angemessene Vorbereitung und einen Vertrauensvorschuss für Lehrkräfte, welche digitale Welten in ihren Unterricht einbinden. Mit einem Augenzwinkern beantwortete Brand die Frage danach, wie denn KI an Schulen kommen solle, die nicht einmal digitale Endgeräte hätten, mit „Gar nicht.“ Und das ist sicher nicht despektierlich gemeint, sondern trägt der Realität an Schulen Rechnung. Die Erwartung der Politik und Gesellschaft darf nicht sein, dass Lehrkräfte gegen alle Widerstände und ohne Ressourcen KI einbinden können. Deshalb ist es nach der Bundestagswahl so wichtig, dass der Digitalpakt 2.0 auf den Weg kommt. Dafür setzt sich der VBE ein.