Der VBE im Gespräch: MdB Birke Bull-Bischoff, DIE LINKE

Der VBE-Bundesvorsitzende, Udo Beckmann, und sein 1. Stellvertreter, Rolf Busch, trafen Ende September 2018 die Bundestagsabgeordnete Birke Bull-Bischoff. Die bildungspolitische Sprecherin wurde 2017 in den Deutschen Bundestag gewählt. Zuvor war die Erziehungswissenschaftlerin und Soziologin Landesvorsitzende der Partei Die Linke Sachsen-Anhalt.

Inklusion sei ihr ein besonders wichtiges Anliegen, betonte Birke Bull-Bischoff gleich zu Beginn des Gespräches. Sie kritisiert, dass Schulen notwendige Ressourcen verwehrt würden und dies fatale Auswirkungen auf die Umsetzung einer inklusiven Beschulung habe. Die Lehrerbildung müsse qualitativ und quantitativ entschieden gestärkt werden, auch, aber eben nicht nur, um dieser Herausforderung angemessen begegnen zu können. Beckmann wies darauf hin, dass dies eine bedarfsgerechte Ausbildung durch alle Länder einschließen müsse und Seiten- und Quereinsteigende ausreichend vorqualifiziert werden müssen. Er berichtete in diesem Zusammenhang auch vom Dokumentarfilm „Ich. Du. Inklusion - Wenn Anspruch auf Wirklichkeit trifft“, der 2017 vom VBE unterstützt wurde und für eine breite Resonanz und zu wichtigen öffentlichen Diskussionsveranstaltungen geführt hatte.

Mit Blick auf das Thema Digitalisierung kritisierte Beckmann die Verschleppung einer Finanzierung durch die Politik. Einig war man sich in der Runde, dass eine Anschubfinanzierung im Volumen des Digitalpaktes nicht ausreichen werde und es einer dauerhaften finanziellen Unterstützung durch den Bund und klarer Regelungen durch entsprechende Staatsverträge bedürfe. Beckmann überreichte in diesem Zusammenhang die von den drei Lehrerverbänden, GÖD-aps aus Österreich, Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) und dem VBE im September 2018 veröffentlichte Basler Erklärung, in der die Verbände fordern, dass das Primat des Pädagogischem vor Technik kommen müsse und es ausreichende Aus- und Fortbildungen für Lehrpersonen sowie eine zeitgemäße technische Infrastruktur brauche. Alle Punkte fanden die Zustimmung von Bull-Bischoff, die Politikerin sieht zudem die dringende Notwendigkeit, Schülerinnen und Schüler auch in ihrer digitalen Mündigkeit zu schulen, etwa in Bezug auf die Nutzung von Open Source-Angeboten und Programmierkenntnissen.

Ein Thema, welches nach Aussage von Bull-Bischoff und Beckmann ebenfalls stärker in den politischen Diskurs und auf Länder- und Kommunalebene getragen werden muss, ist das Thema zukunftsorientierter Schulbau. Beckmann überreichte zu diesem Gesprächspunkt die gemeinsam mit der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft und dem Bund Deutscher Architekten erarbeiteten Schulbauleitlinien und untermauerte die Forderung nach mehr Innovation im Schulbau. Als ein Aspekt wurde hierbei unter anderem das Thema Barrierefreiheit diskutiert, welches laut Beckmann den gleichen Stellenwert einnehmen muss, wie etwa das Thema Brandschutz.

Mit Blick auf den Status Quo zum Nationalen Bildungsrat konstatierte Bull-Bischoff, dass man abwarten müsse, wie dieser letztlich konkret ausgestaltet werde solle. In ihrem Hinweis darauf, dass nach jetzigem Planungsstand Praktiker in die Arbeit des Gremiums einbezogen werden sollen, erkennt Beckmann das immer gleiche Vorgehen der Kultusministerkonferenz, hier Einzelpersonen anstatt der demokratisch legitimierten Gewerkschaften hinzuzuziehen. Generell betonte Bull-Bischoff, dass der Nationale Bildungsrat nur dann ein Erfolg werden könne, wenn hier nicht nur zu Beginn, sondern dauerhaft und entschieden an umsetzungsorientierten Maßnahmen gearbeitet würde.

Zum Abschluss erläuterte Beckmann die Erkenntnisse und Forderungen, die sich durch die vom VBE beauftragten forsa-Umfragen zum Thema „Gewalt gegen Lehrkräfte“ ergeben und überreichte die vom Verband hierzu veröffentlichte Servicebroschüre.