Licht und Schatten im digitalen Klassenzimmer

Einblicke in die VBE-Umfrage zur Digitalisierung

In der dritten und letzten Veröffentlichung aus der Berufszufriedenheitsumfrage stand der Themenkomplex Digitalisierung im Fokus.

  • Wie ist es um die technische Ausstattung der Schulen bestellt?
  • Sind mittlerweile überhaupt alle Schulen im digitalen Zeitalter angekommen?
  • Werden Lehrkräfte im Studium gut auf den Einsatz digitaler Medien im Unterricht vorbereitet?

Diese und weitere Fragen hat das Sozialforschungsinstitut forsa im Auftrag des VBE über 1.300 Schulleitungen gestellt. Ein Kern der Ergebnisse: Gut zwei Drittel der Schulen verfügten zu Beginn des laufenden Schuljahres über angemessenes WLAN in allen Klassenräumen. Bedeutet im Umkehrschluss: Knapp ein Drittel der Schulen verfügt noch nicht einmal über die grundlegende Ausstattung für einen digital gestützten Unterricht, in Förder- und Sonderschulen betrifft dies sogar die Hälfte der Befragten. Der Bundesvorsitzende Gerhard Brand bewertet diesen Befund kritisch:

„Die Pandemie hat die Politik gezwungen, ins Handeln zu kommen. Das ist grundsätzlich gut. Allerdings dürfen die Verantwortlichen nicht erneut auf einen externen Zwang warten, um diesen Prozess vollständig abzuschließen.“

Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich in der Frage der Ausstattung mit technischen Geräten ab. Sowohl bei Endgeräten für Lehrkräfte als auch für Schülerinnen und Schüler hat es in den letzten Jahren einen Zuwachs gegeben. Allerdings ist das Urteil auch hier insgesamt gemischt, da ein Großteil der Entwicklung bereits zwischen 2020 und 2021 stattfand. Im Jahr der Befragung hingegen waren nur geringe Zuwächse sichtbar.

Der Frage der technischen Ausstattung auf der einen, steht die Frage der Digitalisierung auf der anderen Seite gegenüber. Brand betont:

„Es reicht bei Weitem nicht aus, Laptops und Tablets mit der Gießkanne in den Schulen zu verteilen. Die reine technische Ausstattung macht noch keine Digitalisierung.“

Hierbei spricht Brand unter anderem auf die Frage an, wie gut Aus-, Fort- und Weiterbildungen Lehrkräfte auf den Einsatz digitaler Endgeräte im Unterricht vorbereiten. Hier gibt es nach Aussage der befragten Schulleitungen noch deutlichen Nachbesserungsbedarf. Fast die Hälfte der Befragten ist der Ansicht, die Lehrkräfte seien nach Beendigung des Studiums nicht angemessen auf den Einsatz digitaler Endgeräte im Unterricht vorbereitet. Ebenso stagniert die Zahl der Lehrkräfte, die schätzungsweise an einer Fortbildung zum Einsatz digitaler Endgeräte im Unterricht teilgenommen hat.

Einen weiteren kritischen Befund lieferte die Frage danach, ob der Support der technischen Infrastruktur durch externe Dienstleister oder zusätzliche personelle Ressourcen gewährleistet sei. Lediglich zwei Drittel der Schulleitungen konnten dies bejahen. Im Gegenzug sind 30 Prozent der Schulen mit dieser Herausforderung allein gelassen. Hierzu Brand:

„Angesichts des akuten Lehrkräftemangels ist es sehr bedauerlich, dass die Politik eine Chance, Erleichterungen in die Schulen zu bringen, so leichtfertig verschenkt. Die Wartung technischer Infrastruktur stellt eine enorme zusätzliche Belastung für Schulleitungen und Lehrkräfte dar. Zudem sind sie dafür nicht originär ausgebildet. Würde hier zielgerichtet unterstützt werden, könnte zumindest diese Last von den Schultern betroffener Schulleitungen und Lehrkräfte genommen werden. Allgemein scheint es, als hätte der Digitalisierungszug erheblich an Fahrt verloren. Nach einem großen Aufbruch in Corona kehrt nun wieder die übliche Trägheit ein. Es gibt aber einen Unterschied zwischen 2019 und 2023: Der Prozess ist bereits in vollem Gange. Die Geräte sind in den Schulen und Lehrkräfte, aber auch Schülerinnen und Schüler erwarten substanzielle Entwicklungen hin zu einem sinnvollen digital gestützten Unterricht. Und diesen wird es nur geben, wenn die Lehrkräfte flächendeckend geschult sind und die Infrastruktur in allen Schulen vorhanden und professionell gewartet ist.“