Qualität braucht Haltung, Mut und Kooperation
VBE als Mitausrichter der Schulbaukonferenz Berlin
Mit der ersten Schulbaukonferenz am 10. Oktober 2025 in Berlin hat das gemeinsame Bündnis aus Pädagogik, Architektur, Verwaltung und Verbänden einen wichtigen Schritt getan. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie die Mittel des Infrastruktursondervermögens so eingesetzt werden können, dass sie nicht nur Gebäude umbauen oder neu errichten, sondern echte Lernorte für die Zukunft schaffen. Es ist ein einmaliges Momentum, das die Partner – unter anderem der Verband Bildung und Erziehung (VBE), die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft (MSJG) und der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) – nutzen wollen: gemeinsam, interdisziplinär und mit Blick auf Qualität statt bloßer Quantität.
Dass Zeit, Mut und Kooperation dabei entscheidende Faktoren sind, zog sich durch alle Beiträge des Tages. Staatssekretär Dr. Torsten Kühne betonte in seiner Eröffnungsrede die Notwendigkeit, dass alle Akteure – Verwaltungen, Verbände, Schulen, Planerinnen und Planer – an einem Tisch sitzen müssten, „auch wenn der dann sehr groß sein muss“. Wer jetzt keine Strukturen für die Mittelvergabe aufbaue, riskiere, dass Gelder ungenutzt blieben. Kühne forderte, Verantwortung zu teilen – auch in den „Graubereichen“, in denen Innovation entsteht: „Im Weißen bekommen wir das nicht hin.“
Deutlich wurde auch, dass Qualität im Schulbau ohne die Perspektive derjenigen nicht denkbar ist, die täglich dort lernen und sich aufhalten. Schülerinnen und Schüler schilderten, welche Orte sie in der Schule stärken – und welche sie vermeiden. Quentin Gärtner, Bundesschülersprecher, brachte es provokant auf den Punkt: „Wir tun so, als sei es normal, dass Schule eine Kapsel ist, in der alles zwangsläufig zehn Jahre hinterherhinkt.“ Mehr Grün, bessere Toiletten, Räume für Rückzug, altersgerechte Mensen und Maker-Spaces – ihre Wünsche sind konkret, ihre Kritik berechtigt. Aus dem Publikum kam zudem der Impuls, auch Beteiligung von Eltern räumlich mitzudenken.
Praxisbeispiele zeigten, wie solche Konzepte umgesetzt werden können. Die Jenaplanschule Weimar, gerade erst mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet, demonstrierte, wie Architektur und Pädagogik zusammenwirken, wenn nur gebaut wird, was wirklich gebraucht wird. Architektinnen und Planer mahnten, Qualität nicht an Kennzahlen wie Energieverbrauch zu messen, sondern am Gesamtkonzept und seiner Wirkung auf das Lernen.
Auch aus Sicht der Schulleitungen braucht es dafür Haltung und Geduld. Eine Schulleiterin formulierte es offen: „Nicht alle müssen sofort überzeugt sein. Es reicht, wenn sich diejenigen, die zögern, zurückhalten und nicht querschießen.“ Veränderung brauche Zeit – und Vertrauen.
Die Schulbaukonferenz zeigte: Schulentwicklung ist Teamarbeit. Sie braucht Mut, Haltung und die Bereitschaft, Verantwortung gemeinsam zu tragen. Und sie braucht Räume – physische wie geistige –, in denen gute Ideen wachsen können.
Die nächsten Schulbaukonferenzen
- Schulbaukonferenz Essen: 5. November 2025, Zeche Carl
- Schulbaukonferenz Stuttgart: 9. Dezember 2025, Hospitalhof
Die Schulbaukonferenzen richten sich an Schulträger, Schulaufsichten, Schulleitungen, Architektinnen und Architekten, Fachplanende, Interessierte aus Politik und Verwaltung sowie an Verbände und Institutionen, die an der Schnittstelle von Pädagogik und Architektur tätig sind.
Impressionen von der Schulbaukonferenz in Berlin








