Inklusion

VBE-Umfrage zur Inklusion an Schulen: Es muss viel mehr passieren!

Die Idee ist gut, doch die Welt noch nicht bereit. So lautet eine Liedzeile der Band Tocotronic. Im Jahr 2009, als Deutschland die gute Idee, nämlich die UN-Behindertenrechtskonvention, ratifiziert hat, konnte man gelten lassen, dass die Welt für eine umgehende und vollständige Verwirklichung der hiermit verbundenen Rechte noch nicht bereit war. Heute, 11 ½ Jahre später, darf und muss man fragen: Hat die Politik hierzulande entsprechend ihrer Verpflichtung von 2009, alle verfügbaren Mittel genutzt, um das politisch ausgerufene Ziel der Inklusion in Schulen zu verwirklichen? „Mit Blick auf unsere mittlerweile dritte repräsentative forsa-Umfrage zum Thema sage ich ganz klar: Nein.“, so formulierte es der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, bei der Pressekonferenz zur Vorstellung der Ergebnisse am 09. November 2020. Zusammengefasst kommentierte er die Erkenntnisse – befragt wurden 2.127 Lehrkräfte allgemeinbildender Schulen – wie folgt: „Klamme Kassen und zu wenig politischer Gestaltungswille führen zu einer desolaten Personalausstattung mit zu wenig Unterstützung der Lehrkräfte durch andere Professionen, mangelhafter Qualifizierung des vorhandenen Personals und fehlender
vollständiger Barrierefreiheit. Die Klassen bleiben unverändert groß. Um es auf den Punkt zu bringen: Die Schulen können ihren Inklusionsauftrag unter den gegebenen Rahmenbedingungen nach wie vor nicht erfüllen. Mehr als ernüchternd können wir damit feststellen: Die politisch Verantwortlichen lassen die schulische Inklusion scheitern!“ Laut Umfrage halten 56 Prozent der Lehrkräfte die gemeinsame Beschulung nach wie vor grundsätzlich für sinnvoll, aber nur 27 Prozent sagen, dass dies zurzeit praktisch sinnvoll umsetzbar ist. Landesregierungen und Kultusministerien erhalten die Note 4,5 für ihre Inklusionspolitik. Dass die coronabedingten Einschränkungen zudem zu einem Rückschritt bei der Inklusion geführt haben, bejahen ¾ der Befragten.

Der VBE fordert eine generelle Doppelbesetzung aus Lehrkraft und Sonderpädagoge an Schulen mit inklusiven Lerngruppen, dies ist derzeit laut Umfrage an weniger als der Hälfte der Schulen gewährleistet. Zudem braucht es eine Unterstützung durch multiprofessionelle Teams, was nur bei einem Drittel der Schulen der Fall ist. Die schulbaulichen Voraussetzungen müssen Standard werden, laut Umfrage sind nur 16 Prozent der Schulen vollständig barrierefrei. Zudem braucht es kleinere Klassengrößen im Sinne einer individuellen Förderung, was nicht einmal an 3 von 10 Schulen umgesetzt werden kann. Massive Investitionen in eine bessere Vorbereitung durch angemessene Aus-, Fort- und Weiterbildung sind darüber hinaus zwingend erforderlich, das aktuelle Angebot bewerten die Befragten gerade einmal mit der Note 4,3.