Lehrkräftebildung/-mangel

Bausteine für eine zukunftsfeste Lehrkräftebildung

veröffentlicht am 1. Dezember 2023


Der VBE setzt sich für eine zweiphasige, akademische Ausbildung, bei der die Lehrämter als gleichwertig anerkannt und beim Einstieg entsprechend besoldet werden, ein. Eine dritte, wichtige Phase bildet die Fort- und Weiterbildung der im Dienst befindlichen Lehrkräfte. Dieser Anspruch bleibt trotz Fachkräftemangels bestehen. Alternative Zugangswege in den Beruf, insbesondere der Seiteneinstieg, bergen das Risiko einer Deprofessionalisierung. Gleichzeitig muss sich die Lehrkräfteausbildung modernisieren und Antworten auf hohe Abbruchquoten finden sowie eine praxisnahe Vorbereitung für die Ausübung des Berufs unterzunehmend erschwerten Bedingungen bieten.

Unter Beteiligung der Expertise aus der Praxis wurden im Rahmen eines länderübergreifenden Workshops folgende Bausteine für eine zukunftsfeste Lehrkräftebildung identifiziert:

Struktur

Es ist grundlegend, die Lehrkräftebildung an Universitäten besserzustellen. Dazu gehört, eigene Fakultäten oder Zentren für Lehrkräftebildung aufzubauen oder vorzuhalten. Die Besserstellung der Lehrkräftebildung bezieht sich auch auf die pädagogischen Hochschulen.

Die Länder müssen bedarfsgerecht (Fächer/Schulformen/-arten) ausbilden. Dafür und um die enorme Nachfrage auszugleichen, müssen Studienplatzkapazitäten und Studienstandorte ausgebaut werden. Es ist notwendig, Ressourcen entsprechend anzupassen (Personal, Räumlichkeiten, Ausstattung).

Polyvalenz zwischen den verschiedenen Lehramtsstudiengängen ist sicherzustellen.

Theorie

Eine Stärkung der Fachwissenschaft und gleichzeitig die Anpassung an die Erfordernisse im Lehrberuf ist die Basis für gelingende Differenzierung im Unterricht. Dafür braucht es außerdem eine angemessene Verknüpfung von Fachwissenschaft und Didaktik – stets mit dem Fokus auf die angestrebte Schulform/-art. Die Vermittlung didaktischer Fähigkeiten soll standardisiert werden.

Neben den bestehenden Curricula ist es für den Umgang mit aktuellen gesellschaftlichen und technischen Entwicklungen unerlässlich, als lebensnah zu vermittelnde Inhalte des Studiums sowohl rechtliche Aspekte aufzunehmen als auch eine psychologische Grundbildung anzustreben und Kenntnisse in Deutsch als Zweit- und/oder Fremdsprache vermittelt zu bekommen. Sowie Erkenntnisse zum Lehren und Lernen in der digitalen Welt, beispielsweise im Umgang mit Künstlicher Intelligenz.

Praxis(-bezug)

Um den Lehrberuf kennenzulernen, den Praxisschock zu vermeiden und langfristig den Transfer zwischen wissenschaftlicher Lehre und schulischer Realität in beide Richtungen zu sichern, ist es von großer Bedeutung, durch verschiedene Maßnahmen (mehr) Praxisbezug im Studium herzustellen. So kann ein Vorpraktikum dabei unterstützen, das Berufsfeld zu erkunden, und durch die Anerkennung praktischer Erfahrung ggf. bestehende Zugangsbeschränkungen zum Studium ausgleichen. Weitere Angebote können zum Beispiel ein (unbedingt bezahltes) Praxissemester umfassen. Alle möglichen Optionen sollen jedoch nicht auf die Länge des Referendariats angerechnet werden und dürfen auch nicht mit Einbußen im theoretischen Bereich einhergehen.

Das Referendariat muss als zweite Phase der Ausbildung eigenständig bleiben, darf nicht gekürzt werden und  sollte in der Regel zwei Jahre, aber keinesfalls weniger als 18 Monate dauern.

Hospitationsphasen und Unterricht unter Anleitung sind dringend auszubauen. Erst nach der angemessenen Partizipation an diesen Phasen kann eigenverantwortlich Unterricht gestaltet werden. Ausreichend Zeit für Kooperation ist unerlässlich.

An Universitäten abgeordnete Lehrkräfte bereichern das Studium durch ihren Praxisbezug. Dies kann zum Beispiel die Herausforderungen betreffen, die durch den Umgang mit Heterogenität in der Schulpraxis entstehen, aber auch Elternarbeit oder Schulabsentismus. Gleichermaßen ist der konsequente Transfer schulischer Praxis in die Wissenschaft und andersherum zu ermöglichen, zu fördern und zu fordern. Durch die Begleitung von Lehrkräften und pädagogischen Fachkräften in der Praxis sollen Forschungserkenntnisse gewonnen und strukturiert aufbereitet werden.


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