Im Visier

dbb-Bürgerbefragung zeigt: Mehr Menschen sehen Angriffe auf Lehrkräfte

Das Vertrauen in den Staat schwindet! Das ist eines der Hauptergebnisse der diesjährigen dbb-Bürgerbefragung 2023. Unser Dachverband, der deutsche beamtenbund und tarifunion (dbb), beauftragt forsa regelmäßig damit, die Einstellung der Deutschen gegenüber dem Staat und seinen Institutionen abzufragen. So viele Befragte wie noch nie, nämlich 69 Prozent, sehen den Staat in Bezug auf seine Aufgaben und Probleme überfordert. Neben dem Themenbereich „Flüchtlingspolitik“ ist das Bildungswesen vielen Anlass zur Kritik. Jede fünfte befragte Person sah hier den Staat überfordert. Die Institutionen jedoch werden nicht entsprechend schlecht bewertet. Bei der Bewertung öffentlicher Einrichtungen schneiden sowohl Kindergärten als auch Schulen zwar um 0,1 schlechter ab als letztes Jahr, bewegen sich aber immer noch im Bereich „befriedigend“ (Kita: Note 2,5; Schulen: Note 3,2). Und auch das Ansehen der Berufsgruppen, welche im Bildungswesen arbeiten, kann durchaus positiv gesehen werden. So attestieren 76 Prozent der Befragten den Erzieherinnen und Erziehern in Kindergarten und Kita ein (sehr) hohes Ansehen. Lehrkräften wird dieses von 64 Prozent der Befragten zugeschrieben. Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass die Mehrheit es als besonders dringlich ansieht, Optimierungen im Bildungswesen vorzunehmen. So geben 43 Prozent der Befragten an, dass durch eine verstärkte Digitalisierung Verbesserungen im Bildungswesen erreicht werden könnten.

Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, ordnet diese Ergebnisse ein:

„Dass das Bildungssystem kränkelt, wissen wir schon lange. In den Ländern und im Bund setzen wir unsere Stimme dafür ein, für bessere Bedingungen zu kämpfen, insbesondere für mehr Ressourcen und Kraftanstrengungen gegen den Lehrkräftemangel. Lange konnten die Lehrkräfte vor Ort durch überbordendes Engagement und viel Kreativität im Umgang mit den Anforderungen des Lehrplans ausgleichen, was fehlte. Doch die Lücken im Kollegium werden immer größer, während gleichzeitig immer mehr Aufgaben an Schule herangetragen werden. Dass dann der Eindruck in der Gesellschaft entsteht, dass es im Bildungswesen Defizite gibt, geht allein auf das Konto der Politik.“

Es ist allerdings schon vielfach herausgearbeitet worden, dass die Folgen der Enttäuschung von den Eltern oft genug die Lehrkräfte vor Ort treffen. Ein rauer Ton, ein beleidigendes Wort oder gar eine Handgreiflichkeit sind keine Einzelfälle. Das deckt sich mit den Ergebnissen der dbb-Bürgerbefragung. Hier stimmten 80 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass die Gesellschaft zunehmend verrohe und der Umgang rücksichtloser und brutaler werde. Ein Viertel der Befragten hat schon einmal einen Angriff auf Beschäftigte des öffentlichen Dienstes beobachtet. Spannend: Während von diesen 2019 noch 73 Prozent angaben, einen Angriff auf die Polizei gesehen zu haben, waren es 2023 „nur“ noch 64 Prozent. Dafür ist die Zahl jener, die Angriffe gegen Lehrkräfte beobachtet haben, um 9 Prozentpunkte von 28 Prozent auf 37 Prozent gestiegen. Brand hierzu:

„Zum einen sehen wir durchaus eine Stagnation auf hohem Niveau, aber auch mehr Angriffe aufgrund von Differenzen bei gesellschaftlichen oder politischen Themen. Auf der anderen Seite schreiben wir es unserer Arbeit gut, so für das Thema sensibilisiert zu haben, dass Angriffe auch als solche benannt werden und die Beleidigung gegen eine Lehrkraft nicht salonfähig ist.“