Berlin, Bildungsfinanzierung

Bildungsrepublik Deutschland ist Papiertiger

VBE zum OECD-Bericht:

„Der VBE akzeptiert keinerlei Versuche, die Ergebnisse schön zu reden", betont VBE-Bundesvorsitzender Udo Beckmann aus Anlass der heutigen Vorstellung des OECD-Berichts „Bildung auf einen Blick 2009". „Eine Bildungsrepublik lässt sich weder aussitzen noch herbeireden", so Beckmann an die Adresse von Bund und Ländern. „Gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise müssen Bildungsausgaben Vorrang bekommen." Während der Anteil der Bildungsausgaben zum Beispiel in den USA oder Dänemark bei sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukt liege, hätten sich in Deutschland Bundeskanzlerin und Ministerpräsidenten vor einem Jahr darauf geeinigt, erst bis 2015 diese sieben Prozent anzupeilen.

Beckmann warnt, das Ziel des Bildungsgipfels mutiere im internationalen Vergleich vom Papiertiger zur Landschildkröte. „Mit der Einführung der Schuldenbremse wird die notwendige Erhöhung der Bildungsausgaben erschwert, weil Bildungsfinanzen in den Haushalten nicht als Bildungsinvestitionen gelten", stellt VBE-Bundesvorsitzender Beckmann fest. „Der VBE bleibt bei seiner Forderung, sich nicht allein auf die prozentuale Erhöhung der Bildungsausgaben zu verlassen. Da durch die Wirtschaftskrise das Bruttoinlandsprodukt sinkt, muss für die Bildungsausgaben ein absoluter Mindestsockel bezogen auf das Erfolgsjahr 2007 festgelegt werden. Sonst laufen wir Gefahr, dass möglicherweise 2015 absolut weniger Bildungsausgaben zur Verfügung stehen."

Der VBE-Bundesvorsitzende kritisiert weiter: „Die zu geringen Bildungsausgaben in Deutschland schlagen sich in harten Fakten nieder. Im OECD-Vergleich ist Deutschland unterdurchschnittlich bei der Pflichtunterrichtszeit, bei den Klassengrößen, dem Schüler-Lehrer-Verhältnis und den Ausgaben für Grundschüler. Mit Sorge sieht der VBE auch, dass der Anteil der Studienanfänger an Hoch- und Fachschulen mit 36 Prozent gravierend unter dem OECD-Durchschnitt von 56 Prozent liegt."

„Die Fieberkurve des deutschen Bildungssystems", unterstreicht Beckmann, „spiegelt sich im fehlenden Bildungsoptimismus in Deutschland im Vergleich zu anderen OECD-Staaten wider." Während im OECD-Durchschnitt (Nach Angaben von 2007) 57 Prozent der Schülerinnen und Schüler einen Hochschulabschluss anstreben würden, liege dieser Wert in Deutschland unter 25 Prozent. Durch die Einführung von Studiengebühren in vielen Ländern seien die Hürden für Kinder aus sozial schwachen Familien noch erhöht worden, ein Studium aufzunehmen. „Der enge Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungsweg schlägt sich negativ in den individuellen Bildungserwartungen nieder", sagt Beckmann. Inzwischen sei ein Sekundarstufen-II-Abschluss für einen erfolgreichen Start in den Arbeitsmarkt internationaler Standard. „Statt sich mit neuen Standards von Hauptschul- oder Förderschulabschlüssen zu beschäftigen, müssen bessere Bedingungen für den Erwerb mindestens der Mittleren Reife verbessert werden. Deutschland muss den internationalen Anschluss bekommen. Ihn allein bei der Studienabbrecherquote zu haben, reicht nicht."