Lehrkräftebildung/-mangel

Position zum Studium: Ausbildung wertschätzen

veröffentlicht am 3. Dezember 2021


Download

Der Junge VBE kritisiert, dass es zu wenig Studienplätze gibt und diese mit einer ungeeigneten Methode (NC) vergeben werden. Er fordert deshalb, die Anzahl der Studienplätze zu erhöhen und diese über ein Assessment zu vergeben.

Zudem wird gefordert, den praktischen Teil der Ausbildung deutlich zu erhöhen. Hierfür soll es ein Einstiegspraktikum geben, das neben dem Assessment wertvolle Hinweise zur Eignung für den Beruf geben kann. Außerdem ist ein Praxissemester als verpflichtender Teil des Studiums zu etablieren. Teile der Ausbildung sollen in Bedarfsregionen absolviert werden, um die Vielfalt der Herausforderungen besser einschätzen zu können.

Der Grundbaustein einer erfolgreichen beruflichen Entwicklung besteht nach unserer Überzeugung in einer soliden Lehrkräfteausbildung durch Universitäten, Pädagogischen Hochschulen und Lehrkräfteausbildungsstätten. Wir fordern daher die Lehrkräfteausbildung zukunftsfähig zu gestalten und stetig zu evaluieren.

Universitäten und Pädagogische Hochschulen müssen den Studierenden stärker als bisher den Bezug zur Unterrichtspraxis ermöglichen. Dafür müssen Hürden gemindert werden. Persönliche Eignung der Bewerber:innen soll den NC begleiten bzw. ersetzen. Außerdem sehen wir es als unerlässlich an, dass eine ausreichende Anzahl von Studienplätzen bundesweit angeboten wird, wofür die Plätze erhöht werden müssen. Zu diesen Forderungen geben wir folgende Überlegungen zu bedenken. Die Formulierung „Lehren aus Leidenschaft“ sollte jungen Menschen schon zu Beginn des Studiums begegnen. Ein daran ausgerichtetes Assessment soll unserer Überzeugung nach der Entscheidung für ein Lehramtsstudium bekräftigen; soll aber auch von einem Studium abraten können. Ebenso bietet ein vorgelagertes Einstiegspraktikum (an Schulen) im Studium die Möglichkeit, schon im ersten Semester die Studienwahl zu bestätigen oder zu revidieren.

Im Bereich der praktischen Erfahrung fordern wir frühzeitige sowie langfristige Praktika. Nur so können Studierende erfahren, was den Lehrberuf ausmacht. Zum geforderten Einstiegspraktikum sehen wir schulpraktische Übungen als unerlässlich für eine solide Ausbildung an, damit die Lehramtsstudierenden frühzeitig Praxiserfahrung sammeln und ihre Lehrpersönlichkeit formen können.

Um der Forderung nach langfristigen Praktika Rechnung zu tragen, soll darüber hinaus ein Praxissemester bundesweit eingeführt werden. Hierbei können die Studierenden in einem langfristigen Zeitraum Schule mitgestalten, Stundenentwürfe schreiben und ausprobieren sowie den Bezug von Theorie und Praxis passgenau erleben. Als realistisch sehen wir dieses Praxissemester mit einer Unterrichtsverpflichtung von 12 Stunden pro Woche. Die Betreuung der Studierenden sollte durch die Universitäten in Verbindung mit den Schulen, an denen das Praxissemester stattfindet, gewährleistet werden. Eine finanzielle Unterstützung für die geleistete Arbeit sowie die Erstattung der notwendigen Auslagen für Miete oder für die Wege von der Wohn- zur Arbeitsstätte sind unserer Meinung nach, unabdingbar für ein gelingendes Praxissemester. Ebenso die Anerkennung der entstehenden Mehrleistung durch die ausbildenden Lehrkräfte.

Eine weitere Forderung besteht unserer Meinung darin, ein Praktikum in Bedarfsregionen verpflichtend zu absolvieren. Somit wollen wir der Tendenz der zunehmenden Bewerbung für die Ballungszentren frühzeitig entgegenwirken. Diese Vorschläge sollen nicht als zusätzlicher Aufwand verstanden werden, sondern als integrierbar in die bereits vorhandenen Praktika, bspw. im Einstiegs- oder im Blockpraktikum respektive den schulpraktischen Übungen. Weiterhin müssen diese Praktikumsideen, damit sie als gewinnbringend angenommen werden, durch weitere Maßnahmen unterstützt werden. Hierbei bietet sich eine Bezahlung der notwendigen Auslagen für den Praktikumsaufenthalt im ländlichen Raum an.

Als wertschätzenden Bestandteil und der Akzeptanz auf der Lehrseite förderlich schlagen wir Anrechnungsstunden für die betreuenden Kolleg:innen vor, um so dem zusätzlichen zeitlichen Aufwand Rechnung zu tragen. Darüber hinaus sollte ein schulartfremdes Praktikum verpflichtend durchzuführen sein. Denn dadurch müssen die Studierenden über den sprichwörtlichen Tellerrand hinausschauen, lernen somit das Schulsystem besser kennen und verstehen daher, welche Herausforderungen und welche Vielfalt an den unterschiedlichen Schularten zu finden sind. Dies verspricht auch auf lange Sicht ein besseres Verständnis der Kolleg:innen untereinander.

Ebenso fordern wir die universitäre Ausbildung auch auf, schulrechtliche und Verwaltungsvorgänge auszuweiten. Oftmals stoßen Studierende bereits in Praktika auf derlei Fragen, auf die bereits in den Universitäten eingegangen werden sollte.