Bildungsfinanzierung Digitalisierung Schulleitung

Schulleitungen am Limit

Wachsende Belastung und Ressourcenmangel demotivieren

Ständig den eigenen Aufgaben hinterherhetzen, nicht ausreichend Ressourcen haben, um für gute Arbeitsbedingungen und eine angemessene Ausstattung sorgen zu können – und obendrein werden von der Politik Entscheidungen getroffen, die den Schulalltag nicht im Blick haben. Die Situation von Schulleitungen bleibt sehr schwierig. Das zeigt die aktuelle, repräsentative forsa-Befragung von 1.302 Schulleitungen allgemeinbildender Schulen in Deutschland im Auftrag des VBE. Nach 2018 und 2019 wurde auch in diesem Jahr nach ihrer Berufszufriedenheit und ihren Erfahrungen mit Lehrkräftemangel und Seiteneinsteigenden gefragt. Außerdem interessierte, ob sich die Schulleitungen gut über die Vergabe von Geldern aus dem Digitalpakt informiert fühlen und ob sie bereits Gelder abgerufen haben.

Den Impuls für die Veröffentlichung gibt normalerweise der Deutsche Schulleiterkongress, welcher dieses Jahr bereits zum neunten Mal in Düsseldorf stattgefunden hätte. Aufgrund der aktuellen Lage haben sich die Veranstalter in enger Kooperation mit den Gesundheitsbehörden jedoch dazu entschieden, diesen in den Herbst 2020 zu verschieben. Er findet vom 26. – 28. November 2020 in Düsseldorf statt. Die Anmeldungen behalten ihre Gültigkeit, neue Anmeldungen sind möglich! Mehr Informationen unter: www.deutscher-schulleiterkongress.de

Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, erklärte in der Pressekonferenz: „Unter steigender Belastung können Schulleitungen ihren Aufgaben nicht mehr so häufig gerecht werden, verlieren an Motivation und fühlen sich weniger unterstützt. Die logische Schlussfolgerung kann nur eine sein: Die Bereitschaft, den Beruf weiterzuempfehlen, sinkt deutlich, nämlich um 13 Prozentpunkte seit 2018. Gleichzeitig steigt der Anteil der Schulleitung, die den Beruf „wahrscheinlich nicht“ oder „auf keinen Fall“ weiterempfehlen würden. Das heißt: Mehr als jede dritte Schulleitung empfiehlt ihren Beruf nicht mehr weiter. Keine rosigen Aussichten angesichts des Mangels, den wir jetzt bereits haben. So ergab eine aktuelle Umfrage der dpa im Dezember 2019, dass deutschlandweit 1.000 Schulleitungen fehlen.“

Ergebnisse der Umfrage waren außerdem:

  • 59 Prozent der Befragten haben aufgrund des Lehrkräftemangels Probleme, alle Stellen zu besetzen. 53 Prozent der Schulleitungen geben an, deshalb Seiteneinsteigende eingestellt zu haben. Von diesen sagt über ein Drittel, dass die Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger weder eine Vorqualifizierung noch berufsbegleitende Weiterqualifizierung erhalten haben.
  • Die Hälfte der Schulleitungen gibt an, ein multiprofessionelles Team zu haben und mehrheitlich, dass es sie in ihrer Arbeit entlastet. Von der Hälfte, die bisher keines hat, möchten dies jedoch 86 Prozent.
  • Die Ausstattung mit digitalen Endgeräten hat sich im Vergleich zum letzten Jahr nicht wesentlich verbessert. Noch immer gibt nur gut jede dritte Schulleitung an, dass es zumindest einzelne Klassensätze gibt. Etwas weniger geben an, dass es in allen Räumlichkeiten Breitbandinternet und WLAN gibt.
  • Fast die Hälfte der Schulleitungen gibt an, dass mindestens die Hälfte der Lehrkräfte bereits an Fortbildungen zum Thema „Unterrichten mit digitalen Endgeräten“ teilgenommen hat. Außerdem sagt ein Drittel der Schulleitungen, dass sich Lehrkräfte ihrer Schule über informelle Netzwerke, wie Twitter, austauschen.
  • Nur 57 Prozent der Schulleitungen fühlen sich „sehr gut“ oder „gut“ über den Digitalpakt informiert. Bisher haben 56 Prozent der Befragten einen Antrag auf Gelder abgegeben. Die Informiertheit und die Beantragung von Geldern korrelieren deutlich.

Zur Verbesserung der Situation fordert Beckmann: „Was es braucht, ist eine proaktive Informationspolitik der Politik und endlich Möglichkeiten, das stetig wachsende Aufgabenspektrum einzudämmen und die steigenden Verwaltungsarbeiten besser zwischen Schulleitungen und deren Stellvertretung bzw. in einem Schulleitungsteam aufzuteilen.“

Die Umfrageergebnisse finden Sie hier.