Broschüre „Schule und religiös begründeter Extremismus“
Wir befinden uns in einer Zeit zunehmender Konflikte und gesellschaftlicher Spannungen. Mit Sorge beobachten wir, dass Teile der Gesellschaft darauf reagieren, indem sie sich zunehmend in radikale religiöse Narrative flüchten. Schulen sind, als Spiegel der Gesellschaft, davon nicht ausgenommen. Die Konflikte, die infolgedessen in Schulen ausgetragen werden, müssen von Lehrkräften angemessen begleitet werden.
- Woran können Lehrkräfte erkennen, ob sich ein Schüler oder eine Schülerin tatsächlich radikalisiert?
- Wie können erste Anzeichen erkannt und eine Radikalisierung bestenfalls schon im Anfangsstadium erkannt und verhindert werden?
- Wo liegt die Grenze zwischen Provokation und einer radikalen Entwicklung?
- Wie können einerseits demokratische Werte, wie Toleranz und das Aushalten und Akzeptieren anderer Meinungen, vermittelt werden, ohne auf der anderen Seite zu stigmatisieren, zu diskriminieren und das hohe demokratische Gut der Religionsfreiheit einzuschränken?
Für diese und viele weitere Fragen will die Handreichung des Infodienst Radikalisierungsprävention der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) Antworten bereitstellen und Lehrkräften sowie Schulleitungen Orientierung bieten und damit die Grundlage für eine fachlich fundierte, qualifizierte Auseinandersetzung mit diesen Themen schaffen.
Sie gibt erste Impulse zur Beantwortung häufiger Fragen und vermittelt einen Überblick über aktuelle Publikationen und Materialien, die für die Schulpraxis relevant sind – ob als Hintergrundlektüre für Lehrkräfte oder zur konkreten Planung einer Unterrichtseinheit. Der Fokus liegt hierbei auf der Betrachtung islamistischer Formen von Radikalisierung.
Islamismus ist allerdings nur eine Spielart religiös begründeter Formen von Extremismus. Besonders in den letzten Monaten und Jahren, beispielsweise im Zuge der zunehmend von Drohungen und Gewalt geprägten Demonstrationen gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie durch sogenannte „Querdenker“, finden sich vermehrt Anzeichen für zunehmend selbstbewusst auftretende radikale fundamentalistische christliche Gruppierungen. Oftmals finden sich Überschneidungen mit rechten bis rechtsradikalen Ansichten und Bewertungsmustern.
Auch wenn der christliche Extremismus noch nicht in selbem Maße im gesellschaftlichen Bewusstsein und als Konflikt in den Schulen angekommen ist, finden sich an vielen Punkten Parallelen zum Islamismus. Beide Formen eint beispielsweise ein ausgeprägter Absolutheits- und Wahrheitsanspruch, die Ablehnung alles „Menschengemachten“ (inklusive demokratischer Strukturen), klare und oftmals mit Verschwörungstheorien verbundene Feindbilder oder antisemitische Tendenzen. Ebenso ähneln sich die psychischen Folgen, die Betroffene oft ihr gesamtes Leben begleiten.
Weitere Informationen zum christlichen Extremismus und weiteren Formen religiös begründeter Radikalisierung sowie Beratungsstellen finden sie hier: