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Personalunterdeckung alarmierend!

Präsentierten die Ergebnisse der DKLK-Studie 2022 (v.l.n.r.): Axel Korda, Geschäftsführer Fleet Education Events, Anne Deimel, stellvertretende Vorsitzende VBE NRW, Udo Beckmann, Bundesvorsitzender VBE und Dr. Andy Schieler, Hochschule Koblenz

Zehnjähriges Jubiläum feiert der Deutsche Kitaleitungskongress (DKLK), die größte Fachveranstaltung für Kitaleitungen, im Jahr 2022. Der Auftakt des vom VBE Bundesverband und den drei VBE Landesverbänden VBE NRW, VBE Baden-Württemberg und BLLV mitveranstalteten Kongresses fand am 06. und 07. April in Düsseldorf statt. Es folgen sechs weitere Kongresse in ganz Deutschland.

DKLK-Studie 2022: Umfrage unter fast 5.000 Kitaleitungen

Eine enorme Medienresonanz erzielte auch in diesem Jahr die vom VBE mit durchgeführte bundesweite DKLK-Studie, die sich als wichtiges Sprachrohr der Kitaleitungen in Deutschland etabliert hat. 4.827 Kitaleitungen nahmen an der diesjährigen Umfrage teil, so viele wie nie zuvor. Die bundeweiten Ergebnisse wurden neben den Ergebnissen für Nordrhein-Westfalen auf einer Pressekonferenz im Rahmen des DKLK in Düsseldorf vorgestellt. Was sie offenlegen, ist besorgniserregend.

„Schätzungsweise 9.000 Kitas haben in Deutschland im zurückliegenden Jahr in über der Hälfte der Zeit in aufsichtspflichtrelevanter Personalunterdeckung gearbeitet. Das sind mehr als doppelt so viele Kitas wie ein Jahr zuvor. Übersetzt heißt das: Diese Einrichtungen konnten den Betrieb im Durchschnitt an mehr als jedem zweiten Tag nur unter Gefährdung der Sicherheit der zu betreuenden Kinder aufrechterhalten! Am anderen Ende der Skala waren es nicht einmal 7 Prozent der Kitas, die in den zurückliegenden 12 Monaten mit einer durchgehend ausreichenden Personalausstattung arbeiten konnten. Vor einem Jahr konnten dies zumindest noch annähernd doppelt so viele Einrichtungen. Das sind die Einschätzungen von bundesweit über 4.000 Kitaleitungen und das ist mit Blick auf die enorme Bedeutung des frühkindlichen Bildungsbereichs für die gesamte Bildungsbiografie von Kindern eine Katastrophe“, kommentierte Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), im Rahmen der Pressekonferenz in Düsseldorf.

84 Prozent der Kitaleitungen geben an, dass sich der Personalmangel in den vergangenen 12 Monaten nochmals verschärft hat, ein Jahr zuvor sagten das noch 72 Prozent. „Bedenkt man, was das pädagogische Fachpersonal an Kitas in Zeiten einer andauernden Coronapandemie bereits geleistet hat und infolge zusätzlicher Herausforderungen durch die bestmögliche Integration oftmals traumatisierter Kinder aus der Ukraine künftig leisten muss, verstärkt sich der Handlungsdruck massiv. Die Politik muss ohne Wenn und Aber alles tun, was möglich ist, um diesen Zustand jetzt zu verbessern. Ein Verschieben auf Morgen wäre unterlassene Hilfeleistung“, fordert Beckmann.

Angesichts der enormen Belastungen, denen das Fachpersonal an Kitas gegenübersteht, sind gesundheitserhaltende und -fördernde Maßnahmen umso wichtiger. Auch aus diesem Grund bildete das Thema Gesundheit den Schwerpunkt der DKLK-Studie 2022. Und auch die Erkenntnisse in diesem Bereich sind alarmierend:

  • 82 Prozent der Befragten fühlen sich durch ihre Tätigkeit psychisch belastet.
  • 87 Prozent der Kitaleitungen betrachten den Verwaltungsaufwand an Kitas als gesundheitsgefährdend.
  • Jede vierte Kitaleitung ist in den letzten 12 Monaten zwischen 10 und 20 Tagen zur Arbeit gegangen, obwohl sie sich aus gesundheitlichen Gründen nicht arbeitsfähig gefühlt hat.
  • 94 Prozent der Befragten sagen, ein Angebot zu Gesundheits- und Stressmanagement wäre nützlich,
    aber nur 14 Prozent haben hierzu Zugang.

Beckmann konstatiert:

„Das, was wir an Kitas nicht erst seit gestern erleben, ist ein sich selbst verstärkender Teufelskreis. Der Personalmangel führt zu zusätzlichen Belastungen bei den Erzieherinnen und Erziehern, die im System sind. Höhere Krankenstände sind zwangsläufig die Folge, wenn Menschen sich über ihre Belastungsgrenze hinaus aufopfern. Das erhöht wiederum zusätzlich die Arbeitsbelastung der verbleibenden Fachkräfte und gefährdet deren Gesundheit zusätzlich.“

Was der VBE neben dem systematischen Aufbau und Zugang zu Angeboten der Gesundheitsprävention und
-förderung fordert, lesen Sie hier.