Aufreger im Sommerloch: Deutschkenntnisse sollen über Einschulung bestimmen
Wenn Kinder in die Schule kommen, ist es natürlich von Vorteil, wenn sie die deutsche Sprache auf einem altersgerechten Niveau beherrschen, um dem Unterricht folgen zu können. So weit, so einleuchtend. Realität ist, dass es jedoch Kinder gibt, die dies zum Zeitpunkt der Einschulung noch nicht können. So wurde bei der Feststellung des Sprachstandes in Duisburg 16 Prozent der Kinder mit Migrationshintergrund (insgesamt knapp 8 Prozent) bescheinigt, dass sie keine ausgeprägte Sprachkompetenz besitzen.
Um dem Vorzubeugen, hat der CDU-Politiker Linnemann gefordert, eine Vorschulpflicht für diejenigen Kinder einzuführen, die bei verbindlichen Sprachstandstests nicht die ausreichenden Kompetenzen aufweisen. Er ging so weit, vorzuschlagen, dass Kinder auch zurückgestuft werden könnten, sie also de facto mindestens ein Jahr nicht zur Grundschule gehen können. Der Aufreger für das Sommerloch war geboren, denn die dpa spitzte dies auf ein Grundschulverbot zu – was sie später zurücknahm. Was Linnemann jedoch nicht einberechnet hatte: Es gibt natürlich längst Verfahren zur Bestimmung des Sprachstandes, die insbesondere in Kindertagesstätten, aber auch durch das Jugendamt oder bei dem Schuleingangsgespräch abgeprüft werden. Die Verwertung der Ergebnisse ist in fast allen Bundesländern obligatorisch; will meinen: Hat ein Kind sprachliche Defizite, kann es auf verschiedenen Wegen weiter gefördert werden, um mit Schuleintritt ausreichende Deutschkenntnisse zu besitzen.
Das Problem ist vielmehr, dass durch fehlendes Personal in Kindertagesstätten, zu hohe Betreuungsschlüssel, zu wenig Unterstützung durch weitere Professionen und zu geringe Investitionen in die Qualität der Kindertagesstätten die Förderung teilweise nicht angeboten werden kann. Und beim Eintritt in die Schule spitzt sich die Problematik durch zu große Lerngruppen, die von nur einer Lehrkraft unterrichtet wird, zu. Dies machte der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, in verschiedenen Interviews und Statements mit Nachrichtenagenturen und Journalistinnen und Journalisten von Print-, Radio- und TV-Redaktionen deutlich: „Die Lehrkräfte sehen sich in den Schulen mit einer steigenden Heterogenität der Schülerschaft konfrontiert. Um alle Kinder abholen zu können und sie entsprechend ihrer Bedürfnisse zu fördern und zu fordern, ist Unterstützung notwendig. So muss in Klassen mit Kindern, die noch keine ausreichenden Sprachkompetenzen haben, eine weitere pädagogische Fachkraft mit einer Ausbildung für Deutsch als Zweit- oder Fremdsprache unterstützen. Außerdem braucht es multiprofessionelle Teams an den Schulen. Anstatt also Forderungen nach Prozessen aufzustellen, die längst umgesetzt werden, hätte es einer konstruktiven Debatte bedurft. Es sind nicht die Verfahren, die fehlen, sondern es braucht bessere Bedingungen, um die Konsequenzen aus den Ergebnissen zu ziehen: Eine optimale Förderung im letzten Jahr vor Schulbeginn und Begleitung in der Schuleingangsphase.“