Vorschläge aus dem Märchenland der Bildungsromantik
Die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK), das beratende wissenschaftliche Gremium der Kultusministerkonferenz, hat Ende Januar Empfehlungen zum Umgang mit dem Lehrkräftemangel vorgelegt. Der VBE Bundesvorsitzende, Gerhard Brand, fand deutliche Worte bei seiner Einordnung der vorgeschlagenen Maßnahmen: „Allen, die mit der Hoffnung auf Besserung seit Monaten und Jahren bis an die Grenzen der Belastbarkeit und darüber hinaus arbeiten, wird jede Vision geraubt. Es wird nicht besser, es wird nur immer schlimmer. Größere Klassen, mehr unterrichten, länger unterrichten: So stellt sich die KMK die Lösung des Lehrkräftemangels vor. Mit diesen Maßnahmen wird das Versagen der Politik auf dem Rücken der Lehrkräfte ausgetragen. Dem erteilen wir eine klare Absage!“
Die SWK hatte unter anderem vorgeschlagen, dass der Antrag auf Teilzeit-Arbeit gut begründet werden müsse, die Altersreduktion ausgesetzt werden solle oder die Klassenteiler angepasst werden könnten. Auch Hybridunterricht und mehr Selbstlernzeit in der Oberstufe waren Vorschläge. „Es ist ein Irrglaube, die Beziehungsebene zur Lehrkraft durch eine Videoleinwand ersetzen zu können. Es ist ebenso ein Irrglaube zu denken, dass Schülerinnen und Schüler ohne Anwesenheit der Lehrkraft brav auf ihren Stühlen sitzen und auf Beschulung warten. Das ist eine Vorstellung aus dem Märchenland der Bildungsromantik”, so Brand.
Zwar wurden auch Entlastungen für Lehrkräfte vorgeschlagen, doch nach Einschätzung des VBE zu wenige und nicht unter Beachtung des Alltags an Schulen, wenn zum Beispiel Fortbildungen zu Mental Health angeboten werden sollen. Der VBE Bundesvorsitzende kommentiert: „Viele Lehrkräfte können schon lange keine Fortbildung mehr wahrnehmen. Zu sehr werden sie an der Schule gebraucht, zu groß das Loch, welches durch ein Fehlen der Lehrkraft entsteht. In der Realität wird es daher so laufen: Die Belastungen für Lehrkräfte werden hingenommen, die Entlastungen können nicht umgesetzt werden. Statt das Berufsfeld endlich attraktiver zu gestalten, werden also die Bedingungen zuungunsten der Beschäftigten verändert.“
Alle Empfehlungen können Sie hier nachlesen.