Frühkindliche Bildung Gesundheit & Zufriedenheit

STEP 2022 – Erhebliche Probleme beim Handschreiben

Nach 2019 haben der Verband Bildung und Erziehung (VBE) und das Schreibmotorik Institut erneut gefragt, wie es um die Fähigkeiten des Handschreibens der Schüler:innen bestellt ist. Hierbei lag der besondere Fokus auf den Auswirkungen des pandemiebedingten Wechsel- und Distanzunterrichts. An der STEP 2022 („Studie über die Entwicklung, Probleme und Interventionen zum Thema Handschreiben") zum Schuljahr 2020/21 haben rund 850 Lehrkräfte aus dem Primar- und Sekundarbereich teilgenommen.

Kernergebnis der Umfrage: Schüler:innen, die bereits vor der Pandemie Schwierigkeiten beim Handschreiben hatten, sind weiter abgehängt worden.

Der Bundesvorsitzende Udo Beckmann kommentierte die Ergebnisse mit Blick auf vergleichbare Umfragen zu den Pandemiefolgen:

„Ein weiteres Mal wird sichtbar, wie stark die Folgen der Pandemie die Bildungsungleichheit verstärkt haben. Wer sich vorher schon schwertat, leidet häufig stärker unter den Corona-Einschränkungen. Betroffene Schülerinnen und Schüler müssen dringend dabei unterstützt werden, die entstandenen Lücken wieder zu schließen.“

Insgesamt meldete gut ein Drittel der befragten Lehrkräfte aus dem Primarbereich und gut die Hälfte der Lehrkräfte aus dem Sekundarbereich zurück, dass sie mit der Entwicklung der Handschrift ihrer Schülerinnen und Schüler nicht oder gar nicht zufrieden sind. Besonders bei den Schülern, von denen gut die Hälfte bereits 2019 Schwierigkeiten beim Schreiben per Hand hatten, hat sich die im Distanz- und Wechselunterricht ausgebliebene individuelle Förderung bemerkbar gemacht. Hier machten drei Viertel der Lehrkräfte einen leichten oder sogar starken Einbruch der Leistung aus. Bei den Schülerinnen, von denen sich gut ein Drittel mit dem Schreiben von Hand schwertut, sehen 56 Prozent der Befragten eine leichte bis starke Verschlechterung. Aber auch bei denjenigen, die bislang durch gute Leistungen beim Handschreiben glänzten, sieht jede vierte Lehrkraft eine negative Entwicklung.

Beckmann nahm mit Blick auf die jahrelange Unterfinanzierung des Bildungssystems vor allem die Politik in die Pflicht:

„Die Probleme sind hausgemacht. Wir leiden seit Jahren an Lehrkräftemangel in den Schulen. Die Situation hat sich in den vergangenen Monaten durch Corona deutlich verschärft. Zudem müssen aktuell weit über 100.000 ukrainische Kinder und Jugendliche in den Unterricht integriert werden. Die Politik muss sich ehrlich machen und den Schulen, aber auch der Gesellschaft offen und transparent vermitteln, was unter den gegebenen Bedingungen leistbar ist und was nicht.“