PISA-Koordinator geht zu weit: Kritik von Brand und Silberbach

Von „Befehlsempfängern, die im Klassenzimmer statisch einen Lehrplan abarbeiten“ bis zur infamen Behauptung, der Lehrberuf sei intellektuell nicht anspruchsvoll, ging es hoch her, als OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher in einem Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland einen Sündenbock für die fatalen deutschen Ergebnisse beim jüngsten Pisa-Test suchte. Nicht, dass es neu ist, die Schuld bei denjenigen zu suchen, die seit Jahren unter der ständig wachsenden Überlastung infolge der politischen Verfehlungen leiden, aber mit der Qualität seiner Behauptungen hat Schleicher eine neue und höchst zweifelhafte Marke gesetzt.

Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Bundesvorsitzender Gerhard Brand ist noch am selben Tag mit einem klaren Statement an die Öffentlichkeit gegangen:

„Wir bedanken uns bei Andreas Schleicher für die weisen Worte und Ratschläge aus dem Elfenbeinturm. Ein Mann, der in seinem ganzen Leben noch nie vor einer Klasse gestanden hat, maßt sich an, beurteilen zu können, was Lehrkräfte leisten.“ Einen absoluten Bärendienst erweise er dem Berufsbild damit.

Es folgten weitere, teils deutlich aufgeregtere Reaktionen anderer Verbände. Schlussendlich schaltete sich sogar der Bundesvorsitzende des dbb beamtenbund und tarifunion, Ulrich Silberbach, ein und kritisiert Schleicher in einer Pressemitteilung für seine realitätsferne Sicht. Mit pauschaler Kritik werde der PISA-Koordinator seiner Verantwortung nicht gerecht.

Schlussendlich bleibt zu hoffen, dass sich Schleicher zukünftig den Ratschlag Brands zu Herzen nimmt: „Der PISAKoordinator wäre sicher gut beraten, über seinen Tellerrand hinauszuschauen und sich mit Belastungsstudien von Lehrkräften zu befassen, die wissenschaftlich fundiert zu völlig anderen Aussagen kommen.“