Bildungsfinanzierung Lehrkräftebildung/-mangel

VBE-Studie zeigt: Politik verschleiert abermals Realität

Bis 2035 fehlen bis zu 158.000 Lehrkräfte!

Eine aktuelle, von der Kultusministerkonferenz (KMK) am 14. März 2022 veröffentlichte Modellrechnung weist für Deutschland bis 2035 einen Lehrkräftemangel von 23.800 aus. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hat den Bildungsforscher Prof. Dr. Klaus Klemm damit beauftragt, diese Prognose zu überprüfen und eine eigene Berechnung anzustellen. Das Ergebnis der am 31. März 2022 veröffentlichten Untersuchung: Anders als von der KMK angenommen, muss mit einem eklatant geringeren Angebot an neu ausgebildeten Lehrkräften in den nächsten Jahren gerechnet werden, wodurch bis 2035 tatsächlich mindestens 127.000 Lehrerinnen und Lehrer an deutschen Schulen fehlen werden. Legt man den von Prof. Klemm berechneten höheren Lehrkräfteeinstellungsbedarf unter Einbezug des Bedarfs für die drei großen politisch gesetzten Reformvorhaben (Ganztag, Inklusion, Unterstützung von Kindern in herausfordernden sozialen Lagen) zugrunde, ergibt sich gar ein Lehrkräftemangel bis 2035 in Höhe von über 158.000.

Der Bundesvorsitzende des VBE, Udo Beckmann, kommentiert dazu: „Die Politik verschließt sich weiterhin seriöser Berechnungen und verschleiert damit den immensen Handlungsdruck, der besteht. Das ist ein Skandal. Erst recht, wenn man bedenkt, dass wir bereits durch die erste bei Prof. Klemm in Auftrag gegebene Expertise, die die Vorgängerprognose der KMK zum Lehrkräftemangel bis 2030 überprüft hat, auf eklatante Unzulänglichkeiten bei den Berechnungen hingewiesen haben. Die Aussagekraft der KMK-Prognose als Grundlage für dringend benötigte Maßnahmen zur Lehrkräftegewinnung und -bindung löst sich damit abermals in Luft auf. Die KMK muss sich endlich auf seriöse, verbindliche und methodisch abgestimmte Standards bei der Erstellung zukünftiger Bedarfs- und Angebotsprognosen durch die Länder  verständigen, die die notwendige Grundlage für eine belastbare Gesamtprognose für Deutschland darstellen. Noch viel wichtiger aber ist es, dass die Politik endlich zur Tat schreitet und dringend benötigte Maßnahmen zur Abmilderung des massiven Lehrkräftemangels umsetzt. Das Prinzip „Verschleiern und Verschleppen“ muss aufhören. Stand die Uhr vor der Pandemie noch auf kurz vor zwölf, ist es jetzt – angesichts unserer aktuellen Prognose – bereits 5 nach zwölf.“

Weiter betont Beckmann: „Wir nehmen das von der KMK gemachte Angebot des Dialogs bei der Lösungsfindung an und werden die weitere Entwicklung kritisch-konstruktiv begleiten und darauf drängen, dass notwendige Verbesserungen in die Tat umgesetzt werden.“

Welche konkreten Forderungen der VBE an die Politik stellt, die vollständige Expertise, Ergebnischarts und die Pressemitteilung des VBE zur Untersuchung von Prof. Klemm finden Sie hier.