Lehrermangel nicht verschleiern
Zürcher Erklärung von VBE (Deutschland), GÖD (Österreich), LCH (Schweiz)
Die Lehrerverbände VBE (Deutschland), GÖD (Österreich) und LCH (Schweiz) haben auf ihrem jüngsten Treffen in Zürich erneut den Arbeitgebern in den drei Staaten vorgeworfen, den tatsächlichen Notstand auf dem Lehrerarbeitsmarkt zu verschleiern. In der gemeinsamen „Zürcher Erklärung“ verwahren sich VBE, GÖD und LCH dagegen, dass die Arbeitgeber eindeutige Angaben zum Lehrereinstellungsbedarf schuldig bleiben und gleichzeitig den Lehrerberuf für Seiteneinsteiger ohne adäquate berufswissenschaftliche Qualifikation öffnen. Die angeblichen Notmaßnahmen dürften nicht zur Regel werden, lautet die Warnung aus Zürich.
„Die deutschen Bundesländer sind dabei, den massiven Lehrermangel weg zu sparen“, kritisiert VBE-Bundesvorsitzender Udo Beckmann. Wer es sich leisten könne, räubere in benachbarten Bundesländern, so Beckmann, die übrigen Bundesländer würden unbesetzte Lehrerstellen streichen oder Seiteneinsteiger als ‚Feuerwehr‘ kaputt spielen. „Das ist auch der traurige Hintergrund dafür, dass die Kultusministerkonferenz auf ihrer Mai-Sitzung keine Lehrerbedarfserhebung vorlegen konnte, obwohl sie das im vorigen Jahr so beschlossen und in Auftrag gegeben hatte“, sagt Beckmann. „Die Kultusminister spielen direkt den Finanzministern in die Hände. Der Mangel an voll qualifizierten Lehrerinnen und Lehrern darf nicht zum Glücksfall für die Schuldenbremse werden.“
Weiter sagt der VBE-Bundesvorsitzende: „Durch den zunehmenden Lehrermangel in allen deutschsprachigen Ländern ist die gegenseitige Abwerbung von pädagogischen Experten keine Lösung auf Dauer. Vor allem Deutschland kann nur verlieren, weil die Lehrerbildung mit Ausnahme Baden-Württembergs an Universitäten angebunden und damit teurer als in Österreich und der Schweiz ist.“
Hintergrund: Allein in Deutschland scheiden in den nächsten Jahren 400 000 Lehrkräfte durch Pensionierung aus. Jeder zweite im Lehrerberuf ist mindestens 50 Jahre und älter. Zugleich entscheiden sich zu wenig für ein Lehramtsstudium. Nur jede zweite freiwerdende Lehrerstelle kann mit einem neu ausgebildeten Lehrer wieder besetzt werden. In Österreich und der Schweiz gehen im gleichen Zeitraum ebenfalls insgesamt bis zu 100 000 Lehrkräfte in den Ruhestand.