Dortmund, Inklusion Gewalt gegen Lehrkräfte

Multiprofessionelle Teams statt noch mehr Zumutung

Deutscher Lehrertag 2016 Herbsttagung in Dortmund

Auch in diesem Jahr findet die Herbsttagung des Deutschen Lehrertags in den Dortmunder Westfallenhallen statt. Knapp 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen Bundesländern kommen heute unter dem Motto „Baustelle Inklusion/Integration – Herausforderung oder Zumutung?“ zusammen. Veranstalter des größten bundesweiten Weiterbildungstages für Lehrerinnen und Lehrer sind Verband Bildung und Erziehung und Verband Bildungsmedien e. V. in Kooperation mit dem VBE NRW.

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Nach dem Hauptvortrag „Die Inklusionslüge“ des Theologen Prof. Dr. Uwe Becker diskutiert der Referent mit dem Mitglied der Kultusministerkonferenz, Kultusministerin des Landes Niedersachsens Frauke Heiligenstadt, dem Bundesvorsitzenden des Verbandes Bildung und Erziehung, Udo Beckmann und dem Geschäftsführer des Verband Bildungsmedien e. V., Andreas Baer, zu den Themen Inklusion und Integration.

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Beckmann macht deutlich: "Die Politik legt den Schulen die Themen "Integration" und "Inklusion" vor die Tür und macht sich aus dem Staub, ohne die notwendigen Gelingensbedingungen bereitzustellen. Der Schulbetrieb ist aber nicht geeignet für solche Art von Klingelstreichen. Wenn die Politik möchte, dass Schulen Inklusion und Integration umsetzen und die damit verbundenen Herausforderungen annehmen, muss auch massiv investiert werden." 

Einen Schlüssel für die inklusive und integrative Beschulung und Förderung aller Kinder entsprechend ihrer Möglichkeiten sieht der VBE-Bundesvorsitzende im Arbeiten in multiprofessionellen Teams. „Durch die Unterstützung multiprofessioneller Teams werden bessere Voraussetzungen geschaffen, um beständige und tragfähige Lehr-Lernbeziehung zu den Schülern aufzubauen und sie in ihren emotionalen, sozialen und kognitiven Fähigkeiten zu fördern. Die Lehrkräfte werden damit immer stärker zu Lernbegleitern, die in multiprofessionellen Teams unterstützt und entlastet werden“, stellt Beckmann heraus. Der Verband Bildung und Erziehung hatte gestern auf seiner Bundesversammlung ein entsprechendes Positionspapier verabschiedet. 

In einer kürzlich veröffentlichten, vom VBE in Auftrag gegebenen, repräsentativen forsa-Umfrage „Gewalt gegen Lehrkräfte“ konnte gezeigt werden, dass 68 Prozent der befragten Lehrkräfte multiprofessionelle Teams auch als sinnvolle Maßnahme zur Gewaltprävention empfinden. Allerdings gibt es nur an 41 Prozent der Schulen bisher eine solche Zusammenarbeit. „Hier ist die Politik gefragt. Eine realistische Bildungspolitik braucht zuverlässige Finanzierung und ausreichende Ressourcen“, fasste Beckmann zusammen.

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Andreas Baer, Geschäftsführer des Verband Bildungsmedien e. V., stellte bei der Diskussion fest: „Schon immer müssen sich Lehrkräfte in ihren Klassen professionell mit den Themen Heterogenität und individueller Förderung auseinandersetzen. Unter dem Stichwort Inklusion erhält dies neue Relevanz. Schülerinnen und Schüler erfolgreich durch die Schule zu begleiten, ist das Ziel. Wie können Lehrkräfte Schwächen und Stärken ihrer Schülerinnen und Schüler sicher erkennen? Wie optimal darauf reagieren? 

Die Rahmenbedingungen in Deutschland sind an vielen Punkten verbesserungswürdig. Aber Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler können nicht nur auf die große Lösung warten. In der konkreten Unterrichtssituation gibt es vielfältige Möglichkeiten und wir Bildungsmedienhersteller wollen dabei Unterstützung leisten. In den Workshops und in der Fachausstellung finden Lehrkräfte Methoden und Konzepte für den inklusiven Unterricht und die Bildungsmedienverlage freuen sich darauf, diese mit ihnen zu diskutieren.“

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Hauptreferent auf der Herbsttagung des Deutschen Lehrertages 2016 ist der Theologe Prof. Dr. Uwe Becker, Autor des Buches „Die Inklusionslüge. Behinderung im flexiblen Kapitalismus“. 

Zum Abschluss der Veranstaltung wird Jürgen Becker ein kabarettistisches Fazit ziehen. 

Die Veranstaltung findet heute in den Westfalenhallen Dortmund statt. Nach der Eröffnung um 09.45 Uhr wird der Hauptvortrag von 09.50 bis 10.20 Uhr gehalten. Anschließend findet die Diskussion statt. Um 11.15 Uhr, 13.00 Uhr und 14.30 Uhr starten jeweils 50-minütige Veranstaltungen zu unterrichtspraktischen und fächerübergreifenden Themen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können sich aus bis zu 13 verschiedenen Angeboten eine Veranstaltung aussuchen. Begleitend findet eine Fachausstellung statt.