Berlin, Bildungsgerechtigkeit

Matheabitur – Eine Frage der Bildungsgerechtigkeit?!

„Dass Hamburg nun der Hälfte der Schülerinnen und Schüler anbietet, durch eine mündliche Prüfung die Note ihrer Abiturklausur anzuheben, ist begrüßenswert. Schließlich wurde übereinstimmend festgestellt, dass die Klausur ‚relativ schwer‘ (Hamburger Schulbehörde) und ‚durchaus ambitioniert‘ (Bayerns Kultusminister Piazzolo) war und auch schlechter ausgefallen ist als in den Vorjahren. Es ist aber Auswuchs eines falschen Verständnisses von Föderalismus, dass nun einzig in einem Bundesland Möglichkeiten zur Verbesserungen angeboten werden und in allen anderen Bundesländern nicht. Wenn ein gemeinsamer Aufgabenpool verwendet wird, die Prüflinge die gleichen Aufgaben erhalten und nach gleichen Kriterien bewertet werden, kann es nicht angehen, dass sie dann so ungleich behandelt werden“, kommentiert Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), die Entscheidung der Hamburger Schulbehörde.

Außerdem äußert sich der VBE Bundesvorsitzende zu der anhaltenden Debatte über die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler im Fach Mathematik: „Wir sehen, dass die Voraussetzungen, mit denen Kinder in die Schule kommen, immer mehr abnehmen. Manche verfügen nicht mehr über die notwendigen Basisfähigkeiten, wie das Abzählen einer Menge, die Vorstellung einer gleichbleibenden Menge solange nichts hinzugefügt oder weggenommen wird, und die Erfahrung, dass zum Beispiel für jede Person am Tisch eine Gabel eingedeckt werden muss.“ Beckmann stellt fest, dass zum Einüben der Grundrechenarten mehr Zeit als noch vor zehn Jahren benötigt wird. Gleichermaßen unterstreicht er jedoch: „Grundrechenarten, das Einmaleins und das Zerlegen von Mengen sind selbstverständlich Inhalt des Lehrplans in der Grundschule und werden entsprechend eingeübt. Die hohen pädagogischen Fähigkeiten des Grundschulpersonals gewährleisten, dass trotz unterschiedlicher Voraussetzungen die mathematischen Grundlagen gelegt werden. Bei dem Übertritt insbesondere in die Sekundarstufe I muss dann hieran angeknüpft werden. Die eingesetzten Lehr- und Lernmethoden der Grundschulen müssen adaptiert werden, um die Kinder dort abzuholen, wo sie stehen, und sie individuell auf ihrem weiteren Weg des mathematischen Kompetenzerwerbs zu begleiten.“ Udo Beckmann weist daraufhin, dass für die individuelle Förderung von Kindern und Jugendlichen im gesamten Bildungssystem entsprechende Gelingensbedingungen geschaffen werden müssen: „Vom Kindergarten bis zum Abitur muss der Anspruch individuelle Förderung zu gewährleisten, einlösbar sein. Dafür braucht es ausreichend ausgebildete Lehrkräfte, die fachlich und didaktisch kompetent sind und viel Zeit für Kinder und Jugendliche in kleinen Gruppen in den Schulen haben. Die Politik ist in allen Bundesländern gefordert, dies umzusetzen.“