Berlin, Lehrkräftebildung/-mangel

VBE: Das politische Versagen ist deutlich älter als Corona

Zum IQB-Bildungstrend – Geringere Leistungen in Deutsch und Mathematik

Die Ergebnisse der IQB-Bildungstrends und die damit verbundenen politischen Kommentare bewertet der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, wie folgt:

„Wer seit Jahren die personelle Unterdeckung an den Grundschulen – bei gleichzeitig wachsenden Aufgaben und zunehmender Heterogenität in den Lerngruppen – ignoriert, muss sich nicht wundern, wenn das messbare Leistungsniveau sinkt. Die politisch Verantwortlichen verweigern den Grundschulen, trotz besseren Wissens, seit Jahren die Ressourcen, die sie für die Erfüllung ihres Bildungsauftrags benötigen. Wer individuelle Förderung ins Schulgesetz schreibt, muss auch die notwendigen Voraussetzungen für die Umsetzung schaffen. Die Politik ist unehrlich, wenn sie jetzt für das rückläufige Leistungsniveau vor allem die Schulschließungen ins Feld führt und damit versucht, das eigene politische Versagen zu kaschieren. Dass die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz erst jetzt damit beauftragt wird, Lösungen für den seit einem Jahrzehnt offenkundigen Lehrkräftemangel, insbesondere in der Grundschule, zu entwickeln, beweist die bildungspolitische Kurzsichtigkeit. Es ist allein dem Engagement der im System befindlichen Grundschullehrkräfte zu verdanken, dass das Kartenhaus Grundschule nicht schon längst zusammengebrochen ist. Was nützt es, wenn die Defizite in regelmäßigen Abständen durch Untersuchungen offengelegt werden, die Politik die Grundschulen aber trotzdem weiter im Regen stehen lässt. Es ist ein Leichtes, bereits jetzt vorherzusagen, dass die nächste IQB-Studie noch verheerender ausfallen wird, wenn die Politik nicht bereit ist, den Grundschulen das zu geben, was sie brauchen.

Darüber hinaus darf nicht vergessen werden, dass laut DKLK-Studie 2022 im letzten Jahr ca. 9000 Kitas in über der Hälfte der Zeit in aufsichtspflichtrelevanter personeller Unterdeckung arbeiten mussten. Da Kitas daher ebenfalls nicht in der Lage sind, die Kinder so auf die Schuleintritt vorzubereiten, wie es erforderlich wäre, lässt dies für die Zukunft Böses erahnen. Vor diesem Hintergrund sind die Äußerungen und Schuldzuweisungen aus dem Philologen- und Realschullehrerverband an die Grundschulen völlig daneben. Sie machen erschreckend deutlich, dass man nach wie vor in Denkmustern von Schule aus dem letzten Jahrhundert verharrt und nicht mitbekommen hat, dass es der gemeinsame Auftrag aller Schulen ist, Kinder in ihrer gesamten Persönlichkeit zu fördern.“


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