Berlin, Frühkindliche Bildung

Das Versprechen wird nicht eingelöst

Zehn Jahre zusätzlicher Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz für Unter-Dreijährige

„Zehn Jahre nach Inkrafttreten des Rechtsanspruches auf einen Platz in der Kindertagesbetreuung für Unter-Dreijährige fehlen deutschlandweit insgesamt über 380.000 Kitaplätze, der Großteil davon in der Altersgruppe von ein bis drei Jahren. Insbesondere im Westen ist der Mangel extrem. Das ist ein Armutszeugnis für ein Land wie Deutschland“, so Gerhard Brand, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE).

„Besonders besorgniserregend ist, dass gerade Familien, die sozioökonomisch benachteiligt sind und Kinder, die aufgrund einer nicht-deutschen Muttersprache eine besondere Förderung brauchen, zu selten schnell einen Kitaplatz finden, manchmal sogar erst, wenn das Kind das dritte Lebensjahr bereits vollendet hat“, so Brand weiter.

„Es braucht massive Investitionen in den Kitaausbau. Der Bund und die Länder müssen die Kommunen bei diesem Kraftakt stärker und dauerhaft unterstützen und dies als nationale Aufgabe verstehen. Zur Wahrheit gehört auch: Um den Mehrbedarf an Kitaplätzen decken zu können, müssten zusätzlich annähernd 100.000 pädagogische Fachkräfte eingestellt werden. Um für alle Plätze zudem einen kindgerechten, wissenschaftlich empfohlenen Personalschlüssel sicherzustellen, würde sich dieser Personalbedarf sogar nochmal verdreifachen“, erläutert Brand. „Das macht mehr als deutlich: Es braucht immense Investitionen in einer Finanzierungsgemeinschaft aus Bund, Ländern, Kommunen und Trägern, um das Kitasystem im Ganzen, – qualitativ und quantitativ –, zu stärken und damit für Kinder, Eltern, pädagogische Fachkräfte und unsere Gesellschaft insgesamt gerechter zu machen. Um die Herkulesaufgabe schultern zu können, braucht es darüber hinaus gerade von Organisationen mit einem hohen Fachkräftebedarf mehr Angebote eigener Betriebskindertagesstätten, auch, um das System insgesamt zu entlasten. Mit Blick auf die stufenweise Einführung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter ab 2026 und den hierdurch zusätzlich entstehenden Mehrbedarf wird die Bedeutung einer solchen gemeinsamen Kraftanstrengung nochmals deutlicher“, so Brand abschließend.